von Christian Lüke
Bei den Weltreiterspielen in Kentucky zeigten die deutschen Mädels, dass sie in der Mannschaft sehr erfolgreich sein können. Bei der EM in Florac hingegen dominierte Sabrina Arnold mit Beau das Feld und gewann Silber für Deutschland.
Was für ein Jahr für die „Gelben Engel“! Gemeint ist nicht der Automobilclub, sondern die Geschwister Melanie und Sabrina Arnold, die seit vielen Jahren mit an der Spitze der Deutschen Distanzreiter stehen. „Warum gelb?“, fragte ich Melanie im Sommer in Göttingen bei der Deutschen Meisterschaft. WIr trafen uns ganz unsportlich bei einem abendlichen Menü in einer Filiale einer amerikanischen Fastfoodkette mit einem gelben M als Logo. „Das hat keinen tiefgreifenden Grund“, sagte Melanie, „damals hatte man noch freie Farbwahl. Gelb war noch nicht vergeben und ist eine schöne leuchtende Signalfarbe. Seitdem sind wir das Gelbe Team“. Nach diesen Worten, einem letzten Biss in den Big Mäc und einem sündigen Eis mit viel Schokosauce, verabschiedeten wir uns. „Wir müssen morgen früh raus“, so Sabrina, die diesmal zusammen mit dem fest eingespielten Familien-Trosserteam ihre große Schwester bei der DM vom Boden aus unterstützen wird. Als ich am nächsten Morgen in Nörten-Hardenberg mit Kamera bewaffnet auf die Strecke ging, war Melanie bereits auf dem dritten Loop. Sie war schnell und professionell unterwegs, aber die Spitzengruppe hatte schon bald eine halbe Stunde Vorsprung.
„Die sind ja irre“, sagte mir Melanie draußen auf der Strecke, als sie nach ihrem Rückstand fragte. „Die sind einfach viel zu schnell“, waren ihre Worte, dann gab sie ganz dezent Gas und holteauf. Im Ziel hatte Sie Sybille Markert-Baeumer fast erreicht und einen hervorragenden 2. Platz gemacht.
Den 2. Platz gab es dann auch für Melanies Schwester Sabrina. Schauplatz war die EM in Florac in Südfrankreich. Diesmal die umgekehrte Situation, Sabrina zu Pferd und Melanie mit ihren Eltern beim Trossen. Sabrina konnte in Florac den Erfolg von Meli noch toppen: Europavizemeisterin, welch ein großer Erfolg!
Zum Glück traf ich den Briefträger: „Gewann Asang – das ist ganz einfach zu finden: Bei dem Durchfahrt Verboten-Schild rechts, den unscheinbaren Felweg runter, dann links, rechts, wieder links, rechts abzweigen und dann sind da mehrere Häuser mit Pferden. Da, wo die vielen Pferde draußen stehen, wohnt die Familie Arnold.“
Ja, ganz einfach, wenn man es weiß, aber auch mit dieser Beschreibung war es noch nicht wirklich leicht zu finden. Gut versteckt also wohnt die erfolgreiche Distanz-Familie Arnold. Ich werde auf die Terrasse gebeten, von der man einen wirklich bezaubernden Blick auf eine ganz stattliche Herde an Hochleistungspferden hat.
Vater Arnold ist sicher im Haus ein nicht ganz unbeteiligter Motor für die Erfolge der Töchter. Er begrüßt mich herzlich und stellt mir sein Reich vor. Dann gesellt sich Sabrina hinzu. Sie hat verdienten Urlaub nach Ihrem großen Erfolg. Diesen Urlaub verbringt sie daheim in Kirchheim. Hier ist sie aufgewachsen und Papa Arnold hätte sich gefreut, wenn Sabrina immer noch in der Familie zu Hause wäre, aber die Liebe zog Sabrina in die Ferne und so hat sie ihren Hauptwohnsitz im Distanzparadies Südfrankreich, in der Nähe von Aix en Provence. Das sind natürlich ideale Trainingsvoraussetzungen für Florac. Die Strecke ist sie zur EM nicht zum ersten Mal geritten!
Die Schwestern Melanie und Sabrina sind beide sehr unterschiedliche Menschen. Melanie ist die ruhigere und familienorientiertere der beiden. Ihr Bäuchlein dürfte inzwischen schon etwas rundlicher geworden sein, denn Nachwuchs ist unterwegs: Die zweite Distanzgeneration mit dem Namen Arnold, diesmal zwei Brüder!
Sabrina, die bereits seit Mitte der 90er sehr erfolgreich Distanzen reitet, ist der Party- Löwe, immer unterwegs und in Action, so war es viele Jahre. Doch inzwischen hat sie einen 12 Stunden Arbeitstag mit ihren Pferden und da bleibt dann nicht mehr so viel Zeit für die Party und außerdem hat sie die 30 überschritten und da wird man auch „etwas“ ruhiger….
Meinen Vergleich mit den Schumacher-Brüdern, bei denen sie sich jahrelang auf der Rennbahn harte, zum Teil lebensgefährliche Gefechte lieferten, blockten sie ab.
Sie verstehen sich nicht als Konkurrentinnen, eher als Team, bei denen sie gemeinsam Erfolge erzielen wollen, wie in Kentucky mit der Bronzemedaille.
Trotzdem gehen sie bei Ritten eher getrennte Wege, was natürlich auch mit dem Wohnort von Sabrina zusammenhängt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass beide z.B. auf einer Deutschen Meisterschaft gegeneinander reiten könnten. Nach ihrem Titel der Deutschen Meisterin 2001 hat sich Sabrina verstärkt auf CEIs konzentriert, später vermehrt auf Ritte in Frankreich, bei denen sie regelmäßig unter den Top 5 reitet. So wäre ein DM-Duell doch mal wieder eine interessante Herausforderung. Aber da sieht es ja 2012 nicht besonders gut aus, denn der Termin für die Deutsche Meisterschaft liegtso ungünstig spät, dass sie mit der WM in England nicht zu kombinieren ist.