Schucks ist 30!

(von Heike Ganster)

Nach all den negativen Schlagzeilen aus dem Distanzsport, hier eine wirklich gute Nachricht.

Schucks ist am 18.03.2017 30 Jahre alt geworden.

 

Schucks, Foto: Heike Ganster

 

Gekauft habe ich ihn 6-jährig, 1993 in Stockton, NJ bei Springwater Farms. Einer wunderschöne Anlage, mit weißen Weidezäunen, also eine typisch amerikanisch Araberfarm. Er ist russisch / polnisch gezogen, Medalion X Penzhina (v. Muscat).

Noch in den USA hat er einen 30 Mile Competitive Trail Ride absolviert, der von den Regeln sehr interessant war. Dort werden die Pulswerte, die Spritzigkeit des Pferdes bei der Vor- und der Nachuntersuchung, kleine Streifverletzungen, Rückenempfindlichkeit und sogar die Art wie das Pferd während des Rittes versorgt wird, bewertet.

Nach 2 Jahren USA Aufenthalt kam der Umzug nach Deutschland und Schucks habe ich ihn natürlich mitgenommen. Es war ein aufregender Flug vom JFK-Airport nach Frankfurt. Der 3 x wegen schlechtem Wetters verschoben wurde, so dass wir eine Nacht im Vetport des JFK-Airports auf Heuballen übernachten mussten.

Hier startete Schucks dann seine Karriere als Distanzpferd. Nach den ersten längeren Ritten bestärkte mich Alexander Stadler mit Schucks auch wirklich große Ritte anzugehen und so startete ich 1998 seinen ersten 100-Meiler auf der DM im Vogelsberg. Er meisterte diesen, durch Matsch und Schlamm mit erstaunlichem Kampfgeist.

Seinen ersten CEI startete Schucks dann 1999 in Ribiers / Frankreich auf einem 130 km Ritt am Fuße der Alpen. Wunderschön, aber auch mit sehr langen steilen Anstiegen, kleinen Trampelpfaden nahe am Abgrund, über jede Menge Geröll und durch einige Gebirgsflüsse. Ein etwas anderer Ritt, im Vergleich zu den bisherigen in Deutschland.

Im selben Jahr ging Schucks dann das erste Mal für die deutsche Mannschaft bei der EM in Elvas – Badajoz an den Start und beendete sein erstes Championat in der Wertung, im Jahr darauf startete er den dann Proberitt zur WM in Compiegne im Mai (160 km), die Deutsche Meisterschaft in Hitzacker mit 160 km und danach noch die WM in Compiegne im August ebenfalls mit 160 km und beendete damit 3 100-Meiler in einem Jahr. Die WM sogar auf Platz 12. Im Oktober lief er dann noch die 2 x 100 in Aarau und holte den 3. Platz. Damit belegte er am Ende des Jahres Platz 2 im Europachampionat, der ELDRIC.

2001 waren wir bei der EM in Perugia wieder für die Deutsche Mannschaft am Start und holten zusammen mit Gabi Förster, Bärbel Büchting und Monika Kroez Team Bronze.

2002 ging es dann ins weit entfernte Jerez auf die Weltreiterspiele. Auch hier kämpfte sich Schucks zusammen mit Moni Kroez und Reitar durch die 160 km –es regnete den ganzen Tag, der Ritt war eine einzige Schlammschlacht.

2003 mit 16 Jahren beendete Schucks dann die DM im Vogelsberg auf Platz 5 und wurde 2 Monate später Bayerischer Meister in Falkenstein.

2004 war er nicht so viel unterwegs, weil ich wegen Rückenproblemen sehr eingeschränkt war. Aber für die 80 km im Marloffstein, auf dem ersten Platz, inkl. Best Condition und den 120 km auf der Bayerischen Meisterschaft hat es dennoch gereicht. Jenny Stemmler hat für mich damals den Großteil des Trainings mit ihm absolviert.

2005 mit 18 Jahren wurde er noch 3. Auf der Bayerischen Meisterschaft in Marloffstein über 107 km. Ab 2006 war er nur noch auf nationalen Ritten bis maximal 80 km unterwegs. 2007 absolvierte Schucks dann mit 20 Jahren seinen letzten Distanzritt über 80 km in Stuck, anschließend habe ich ihn in die wohlverdiente Rente geschickt.

Er ist acht 100-Meiler, einen 2 x 100 und elf 120 KM-Ritte gelaufen, nie wirklich langsam und viele sehr schwere Strecken.

Jetzt steht er gesund und munter bei mir auf der Koppel und hat nur noch 2 feste Termine im Jahr. Die St. Martinsumzüge in den Nachbargemeinden. Dort begeistert er jedes Jahr jeweils mindestens 250 Kinder mit seiner Gelassenheit und Ruhe. Die aber erst einsetzt, wenn er die ersten Kinder sieht!!

Schucks hat einen ganz speziellen Charakter, er ist immer gut auf sich bedacht. Eine ungeliebte Heusorte verweigerte er früher so lange, mit Kopfschütteln und grimmiger Miene, bis ich den halben Heuboden umgeräumt habe, um sein Lieblingsheu zu finden. Seit dem ist das Heu seiner Lieblingswiese bereits extra sortiert und ich komme gar nicht auf die Idee etwas anderes zu füttern.

Auf den Ritten flog öfter mal die Futterschüssel über den Paddockzaun, damit ich sie wieder auffülle. War dies nicht der Fall, war in kurzer Zeit der Paddock umgegraben.

Eine kleine Wunde, und ich hab schon von Weitem gesehen, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Es fehlten nur noch die Tränen in seinen Augen.

Wasser an seinen Hinterbeinen hasst er, der Puls geht dann nicht runter sonders schlagartig nach oben – Ilka Fichtel hat es in Compiegne nach dem Zieleinlauf der WM gut gemeint und helfen wollen, hat aber die Hinterbeine gewaschen, mich hat beim Pulsmessen fast der Schlag getroffen. Bis ich Ilka lautstark verscheucht hatte, dann war der Puls auch ganz schnell da wo er sein sollte. Bei Ilka habe ich mich natürlich nachher entschuldigt J.

So ein ganz spezielles Pferd hat man wahrscheinlich nur einmal im Leben, ich bin sehr dankbar dafür und ich hoffe sehr, dass er noch lange gesund bleibt.

Herzlichen Glückwunsch auch an die Halbschwester von Schucks, Wasaa von Yvonne Ostroga, die ebenfalls am 18.03. ihren 30igsten Geburtstag feierte.