Vom Pfadfinder zum Trosser

von Werner Arndt

 

Bei der Arbeit: Werner Arndt trosst Shaun auf dem Hörnle Ritt bei Melanie Arnold

Bei der Arbeit: Werner Arndt trosst Shaun auf dem Hörnle Ritt bei Melanie Arnold

 

Was ein Pfadfinder ist, weiß eigentlich jeder, doch einen Trosser kennen nur die Distanzreiter.

Pfadfinder und Trosser haben vieles gemeinsam: Die Liebe zur Natur, das Leben im Freien, gemeinschaftlich etwas erfahren, zu helfen und zu unterstützen. Nun, Pfadfinder haben keine Pferde die sie betreuen, doch zeigen sich einige Parallelen. Nach einem halben Jahrhundert erinnere ich mich gerne an die Jugendzeit zurück, an die Zeit der Zeltlager, Wanderungen und Spiele.

Heute fahre ich mit meiner Frau und den Pferden zu Distanzritten, baue unser Lager im Camp auf und organisiere alles, was für den Ritt wichtig ist. Oft haben wir im Zelt geschlafen und sind am nächsten Morgen bei Kälte und Regen gestartet. Aus den Spielen sind Wettbewerbe geworden, aus den Wanderungen Strecken mit dem Pferd bis zu 160 Kilometer am Tag oder auch Mehrtagesritte über 350 Kilometer.

Trosser sind, wenn man so will, Hilfskräfte, die den Reitern vor, während und nach dem Ritt zur Seite stehen, Wasser reichen, Decken bereithalten, Futter und Verpflegung mitführen und einfach da sind, wenn man sie braucht.

Nach den 106 Distanzritten, bei denen ich meine Frau als Reiterin unterstützt habe, konnte man natürlich auch einige Erfahrungen sammeln. Um es gleich vorwegzunehmen: Es waren weitaus überwiegend positive Erlebnisse !

Einmal habe ich mich aber selbst infrage gestellt, als ein bekannter Distanzreiter der ersten Stunde an einem Bach im Hunsrück zu mir sagte: „ Trosser gibt es nicht . Das sind imaginäre Lichtwesen !“ Dennoch, sein wunderbarer Hengst hat gerne aus meinem Wassereimer getrunken.

Für einen Trosser (es gibt natürlich auch Trosserinnen) ist es wichtig, möglichst zügig die ausgewiesenen Trosspunkte zu finden und sie mit dem Auto anzufahren. Es wäre deshalb von großer Hilfe, wenn die Veranstalter diese Stellen durch GPS-Koordinaten markieren würden. Man kann sie dann punktgenau über das Navigationsgerät (Navi) erreichen. Auch sind, wenn es kostengünstig möglich ist, farbige Trosskarten hilfreich. Großflächiges Überkopieren von Telefonnummern in den Karten beeinträchtigt die Orientierung, wenn danach gefahren werden muss. Wichtige Rufnummern kann man auch am unteren Rand einblenden. Diese sollten dann aber auch aktuell sein.

Große Überraschungen gibt es bei Sperrungen und Umleitungen. Unmittelbar vor dem Ritt könnten Handzettel darüber informieren. Natürlich sollten alle bei der Vorbesprechung sein, doch mündlich geht vieles erfahrungsgemäß unter.

Über Kartenritte (Ritte ohne Markierung der Rittstrecke) kann man unterschiedlicher Meinung sein. Oft sind es nur die Veranstalter, die die Strecke und alle aktuellen Änderungen wirklich genau kennen, oder einige wenige, die den Ritt schon oft absolviert haben. Hier ist es von Vorteil für den Reiter, die Strecke auf einem mitgeführten Navi präsent zu haben. Auch ein Tracker, über den, bei guter Verbindung, die Position des Reiters ermittelt werden kann, dient der Information, Orientierung und Sicherheit.

So wird der Trosser durch die moderne Technik unterstützt und kann zielgerichtet die Betreuung der Reiter gewährleisten.

Wenn der Ritt zu Ende und alles gut verlaufen ist, freut man sich auf die Gemeinschaft mit den anderen Teilnehmern. Reiterinnen und Reiter, Trosser, Helfer, Freunde und Veranstalter haben dann Zeit füreinander und gelegentlich gibt es dann auch mal ein Lagerfeuer oder jemand holt seine Gitarre, um ein paar Lieder zu spielen. Da werde ich dann wieder zum Pfadfinder.