Interview mit Christian Lüke

Werner:
Hallo Christian, ich schreibe gerne Interviews für distanzreiten.com, weil ich das Projekt gut finde, doch ehrlich gesagt, ein Interview mit dir und sogar von dir angefragt…    Hast Du einen verstärkten Selbstdarstellungsdrang?

Christian:
Werner, vielen Dank, dass du das Projekt zu schätzen weißt. Ob ich einen verstärkten Selbstdarstellungsdrang habe? Jetzt muss ich vor Dir die Hose runterlassen, das ist mir unangenehm 😉 Aber im Ernst – puh, interessante Frage, eine Reise in tiefsten Abgründe der Seele. Ich denke nicht wirklich bewusst, vielleicht aber im Verborgenen, ansonsten würde man Facebook meiden!? Das müsste ein Psychologe herausfinden, vielleicht ist bei mir in der Jugend etwas schief gelaufen? Nein, mir geht es nicht um meine Person, mir ist es sogar etwas unangenehm, wenn Du öfters Lob in Verbindung mit meinem Namen ausschüttest. So etwas kenne ich nicht, es freut mich zwar, aber ich würde mit meinem Namen lieber gar nicht in Erscheinung treten, da ich lediglich eine Sache vertrete, die mir am Herzen liegt und die Person dahinter ist unbedeutend. Wenn mein Profilname „Der Distanzreiter“ hieße, so wäre mir das vielleicht sogar angenehmer. Auf der anderen Seite mag ich das Anonyme nicht – rege mich gerade auch sehr über dieses Fair-Endurance auf, aber das ist ein anderes Thema. Und: Ich möchte auch gar nicht, dass eine Person sehr im Fokus steht, denn inzwischen hat sich eine gute Gruppe gebildet und der Output ist eine Gemeinschaftsleistung.

Werner:
Wenn ich es recht verstanden habe, wolltest Du aber die Hosen runterlassen?

Christian:
Hosen runter lassen, das klingt so, als ob darunter etwas Großartiges versteckt ist! Naja, …. 🙂

Also mir geht es darum, dass ich seit, lass mich nachdenken, inzwischen fast 8 Jahren immer wieder hinter vorgehaltener Hand mitbekomme, dass es bei einigen Menschen eine, sagen wir mal, Skepsis gegenüber meiner Person und meinen Absichten gibt. Ich denke, das liegt in der Natur des Menschen, ist wohl auch gut so, aber irgendwann nervt es einfach, deswegen der Wunsch zum Interview.

Werner:
Ja und hast du jetzt eine Leiche im Keller liegen?

Christian:
Ich habe gerade nachgesehen und keine Leiche gefunden. Das Haus wurde aber gebraucht gekauft, vielleicht gibt es ja einen zugemauerten, geheimen Raum, den ich nicht kenne. Viele Menschen möchten gerne etwas finden, Misstrauen gibt es immer und überall, vielleicht sind es auch andere Gründe? Ich bin ein recht normaler Mensch, gehe z.B. gerne in die Berge und so etwas, nicht wirklich spektakulär.

Werner:
Wandern, wenn Du nicht gerade arbeitest oder Bestellungen aus Deinem Shop versendest?

Christian:
Aha, darauf habe ich schon gewartet. Ja genau, ich gehe wandern und joggen, auch klettern, sogar reiten, wenn ich nicht arbeite. Arbeit gibt es recht viel, das sieht man nur in Facebook etc. nicht. Also sehr viel, deswegen auch der Sport, da ich den ganzen Tag am Rechner sitze und fett werde.

Werner:
Aber du packst doch auch Pakete aus dem Shop, hält das nicht fit?

Christian:
Ist das eine kritische Frage oder eine Werbeeinlage? Also es gibt einen Shop für Reitsportsachen, das ist richtig. Es wird jeder irgendwann einmal gemerkt haben. Neben dem Shop ist mein Beruf der des Fotografen, der irgendwann eine Werbeagentur aufgemacht hat und inzwischen hauptsächlich mit Grafik und Webseiten zu tun hat. Der Hintergrund vom Shop ist der, dass ich die Entwicklung und die Kosten der Distanzreiten-Webseite über die Firma laufen lasse, das ist schon viel Kohle, die da weg geht. Und irgendwie brauche ich auch eine Einnahmequelle um diese Kosten zu decken oder sogar einen kleinen Gewinn zu erwirtschaften, sonst ist die Webseite aus wirtschaftlicher Sicht relativ schlecht zu erklären und müsste privat laufen. Also der Sinn von Shop ist die Finanzierung dieser ganzen Distanzreiten-Sache. Ich möchte da keine fetten Gewinne abschöpfen, sondern lasse den Großteil der Einnahmen in den Sport zurückfließen, also z.B. für Ritt-Sponsoring oder auch Druckkosten vom Flyer etc. Ich muss aber auch sagen, dass sich die Einnahmen wirklich in überschaubaren Grenzen halten. Als Geschäftsmodell, um davon zu leben, kann ich so etwas nicht empfehlen. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit der Agentur und der ganz normalen Arbeit.

Werner:
Sehr lobenswert, was ist denn der Herr Lüke für eine Person?

Christian:
Der Herr Lüke….  Ok, also der Herr Lüke wurde 1968 im schönen Heidelberg geboren, allerdings im Alter von 2 Wochen nach Münster/Westf. (bei Warendorf!) umgezogen. Das war sehr schön dort oben, allerdings hat mich vor 25 Jahren meine damalige Leidenschaft, das Sportklettern nach Franken (gehört zu Bayern) verschlagen. Ich wohne gerne hier, bin auch oft in Österreich, der Berge wegen und irgendwann wird es mich dahin vermutlich verschlagen. In Franken sind viele Felsen zum klettern, dort habe ich viel geklettert und dann habe ich die Leidenschaft für das Reiten entdeckt, werden aber nicht nach Warendorf zurückziehen. Beruflich, habe ich schon gesagt, mache ich Werbung und Fotos, mir gefällt das Thema Social Media, Webseiten und hier etwas in dem Sport anzufangen, liegt ja nah, denn man bewegt sich ja gerne thematisch dort, wo die Gedanken die meiste Zeit sind. In den letzten Jahren gab es verschiedene private Gründe, warum ich derzeit nicht mehr aktiv Distanzen reite (kein passendes Pferd, bin zu groß, bin zu schwer, keine Distanzreiter im Stall, kein Tross, wenig Zeit, 2 Hunde, Freundin eine zeitlang im Ausland usw.) Also Distanzreiten ist ein Herzensthema für mich, aktiv mitreiten derzeit nicht, aber man soll niemals nie mehr sagen, aber auf der anderen Seite ist das Thema so stark in meinem Kopf, dass es für mich passt und: Wenn ich jeden Tag auf dem Pferd trainieren würde, dann hätte ich keine Zeit für die Webseite 🙂
Was gibt es sonst noch zu sagen? Ich liebe die Natur und Tiere, bin generell sehr ausgeschlossen, reise gerne, liebe die Menschen weltweit, bin politisch schwarz-grün, nur in Bayern nicht, da eher rot, bin religiös in jeder Richtung aufgeschlossen aber nicht stark im Glauben, heterosexuell, esse gerne Fisch und Fleisch, auch Currywurst mit Pommes Frites, meistens aber Gemüse. Mehr fällt mir gerade nicht ein, sollte aber reichen, oder? Profillos?

Werner:
Das war schon sehr viel zu Deiner Person. Vertrittst du eine bestimmte Ausrichtung innerhalb des Distanzreitens?

Christian:
Eigentlich nicht. Ist zwar eine langweilige Antwort, aber so ist es. Ich sehe Distanzreiten als ein Sport, also EIN Sport. Es gibt verschiedene Ausrichtungen und jede hat seine Berechtigung und ich kann mich mit jeder identifizieren. Z.B. hätte mich persönlich schon ein internationaler Weg gereizt, allerdings hat es nicht geklappt und ich hatte auf unseren nationalen Ritten immer eine Menge Spaß. Mir gefallen die Vereinigten Arabischen Emirate, aber nicht alles was dort passiert und ich mag auch Lagerfeuer: 1984 gab es ganz enge bunte Hosen mit Längsstreifen. Ich hatte eine davon in pink, dazu aber einen Strickpullover.

Werner:
Was führst du im Schilde?

Christian:
Uuh, im Schilde? Ich führe nichts im Schilde – langweilig aber wahr. Im Prinzip habe ich schon 1000x gepostet, was mir am Herzen liegt: Ich find den Sport geil. Habe irgendwann davon gelesen und es sehr schwer gehabt, einen Zugang zu finden (wenig Infos etc.) Das ist heute immer noch so und das ist schade. Meine Herzenssache ist es, die vielen Dinge, die hier noch nicht passen anzugehen und zu verändern. Ich möchte in eine paar Jahren den Distanzsport und alles rundherum perfekt sehen. Das ist mein Antrieb. Ich bin jetzt 48 Jahre alt, irgendwann kam bei mir auch einmal die Sinnfrage in dem täglichen Tun, hier sehe ich einen Sinn. Ich möchte gerne meinen Beitrag leisten, etwas zu verändern und brauche aber auch die Veränderung. Wenn nichts vorangeht, dann macht mich das krank. Liegt aber wahrscheinlich am Beruf, hier muss alles perfekt sein und schnell gehen.

Werner:
Und hast Du irgendwelche Ambitionen, z.B. im Verband, oder so?

Christian:
Ähnliche Fragen habe ich in letzter Zeit schon öfters gehört. Ich möchte kein großes Amt, wenn Du so etwas meinst, hätte auch keine Zeit dazu. Schuster, bleib bei deinen Leisten, ist meine Meinung. Ich sitze hinter dem Rechner, besuche gerne Distanzreiter, arbeite gerne an der Webseite und schreibe gelegentlich gerne Bücher. Bin so ganz zufrieden. Ich bin auch keine Rampensau. Ich möchte hier im Bereich PR etwas voran bringen und ich möchte, dass der Verband etwas voran bringt. Ob es hier eine gemeinsam Zukunft gibt, das müssen andere entscheiden. Mein Wunsch wäre eine enge Kooperation mit dem VDD und ich würde mich auch freuen, wenn jemand die Distanzreiten-Seite weiterführt, wenn ich vom Berg falle oder später auf einer Insel Cocktails trinkend die Rente verbringe 😉 Also ich meine, es wäre schade, so viel Arbeit in eine Sache zu stecken, die dann irgendwann gelöscht werden kann. Unbestritten ist es auch motivierend, Arbeit in eine eigene Seite zu stecken, das ist sicher ein Antrieb. Für mich ist aber auch klar, dass ich eine Meinung habe und diese vertreten möchte. Ein Sprachrohr einer anderen Meinung zu sein, das ist nicht mein Ding. Ich habe eine Meinung zum Distanzreiten und da passt vieles noch nicht, das möchte ich ändern. Der Weg mit der Webseite ist ein Anfang und sicher nicht das Ende. Ich möchte nicht kritisieren, denn ich weiß, wie schwer es ist, etwas in Vereinen generell voran zu bringen. Beim VDD ist es vielleicht noch etwas schwieriger. Deshalb meinen Respekt vor der Arbeit im Präsidium generell. Es müssen sich hier Leute finden, die das machen und da habe ich Hochachtung davor. Ich würde mir nur etwas mehr Power wünschen, etwas mehr Veränderung und eine Stärkung aller Ausrichtungen innerhalb des Sportes, auch des Leistungssportes. Ich bin etwas ungeduldig und getrieben, das ist nicht gut, oder doch?

Werner:
Zum Schluss: Es gibt den Vorwurf, dass Du eine One-Man-Show bist!?

Christian:
Das ist wohl so, ja. Aber ich möchte es nicht. Es hat zwar auf der einen Seite Vorzüge, dass man schnell etwas umsetzen kann, aber auf der anderen Seite ist die eigene Zeit begrenzt und der Output ist auch stets ähnlich. Ich freue mich, dass sich in der „Gruppe 25“, so wie ich sie gerne nenne, so viele Leute gefunden haben, die mit Spaß und Tatendrang dabei sind. Ich habe vollste Hoffnung darauf, dass hier in der Gruppe gute Ergebnisse erzielt werden. Es ist der richtige Weg um dauerhaft etwas zu erreichen. Vielleicht ist die Situation, wie es momentan ist gut so ich weiß es nicht?

Jetzt, wo Google so viele Infos von mit hat, freue ich mich auf perfekt abgestimmte Werbung 🙂

 

Das Interview führte Werner Arndt (Team 25)

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