2. Trans Alb – der Winterritt

War er im Jahr 2011 beim Debüt ein Frühlings-Ritt, so wurde er 2012 als Winterspaß dargeboten. Doch die Gefahr, dass ein Ritt im Januar aus Witterungsgründen unreitbar wird, ist groß. Morgens um 4 Uhr fing das Schneetreiben an…

Winterliches Schneetreiben auf der 2. Trans Alb, Foto: Sabine Schirmer

Winterliches Schneetreiben auf der 2. Trans Alb, Foto: Sabine Schirmer

Auf dem Bayerischen Veranstaltertreffen im Herbst 2011 war die Meinung der Verantwortlichen einstimmig: Ein Distanzritt im Winter ist ein sehr großes Wagnis. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wege gut reitbar sind, ist gering, außerdem wird die Reitbeteiligung nicht besonders hoch sein. Fazit: Ein Distanzritt im Januar ist eine schlechte Idee!

„Also, dann mache ich es“, war mein Kommentar und ich war voller Zuversicht, denn der 1. Fränkische Glühweinritt von Francis und Astrid Götz war schließlich auch ein tolles Erlebnis. Dieser Ritt fand ebenfalls im Januar statt, am 29.01.2011. Es war damals -10° C, als ich zu dem Ritt fuhr, aber ein ganz besonderes Vergnügen (zumindest, wenn man auf dem Pferd saß). Doch es sollte leider keine Folgeveranstaltung geben.

Strahlend durch Freude und Warnweste: Katharina Heidbrecht mit Aragorn, Foto: Sabine Schirmer

Strahlend durch Freude und Warnweste: Katharina Heidbrecht mit Aragorn, Foto: Sabine Schirmer

Das Positive an einer Winterveranstaltung ist, dass man als Veranstalter den Weg nicht markieren muss, Kalkflecken unter dem Schnee sind nicht besonders hilfreich. Es sollte angesichts der kurzen Tageslichtzeitphase ein kurzer Ritt mit 35 km werden. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass man im Winter deutlich länger unterwegs ist, als bei Sommerritten. Auch ein Kartenritt auf verschneiten Wegen, die man kaum erkennt, stellt die Reiter vor eine anspruchsvolle, zeitaufwendige Aufgabe.

Jessica Glück und Khalef hatten bereits einen langen Tag hinter sich, denn die weite Anreise wurde durch einen Stau verlängert, Foto: Sabine SChirmer

Jessica Glück und Khalef hatten bereits einen langen Tag hinter sich, denn die weite Anreise wurde durch einen Stau verlängert, Foto: Sabine Schirmer

Die Nennungen kamen zögerlich und auch große Überredungskunst brachte bei den meisten Reitern keinen großen Erfolg. So waren es am Ende 15 Willige, von denen aber wenige Tage vor dem Ritt wieder zwei Absagen kamen, denn die Reiter trauten sich nicht, mit dem Hänger 20 km zu uns rüber zu fahren. Das muss man respektieren, obwohl die Witterungsverhältnisse noch sehr gut waren.

Erst am Veranstaltungstag, morgens um 4 Uhr setzte Schneefall ein, starker Schneefall!

Verena und Jessica Glück standen mit Hänger und zwei Pferden auf der Autobahn zwischen Würzburg und Nürnberg im Stau, da ein LKW von der Fahrbahn abkam. „Es kann etwas später werden, aber wir kommen“, so Verena um 5 Uhr morgens am Handy. Es wurde langsam hell, nach und nach fanden sich die Starter ein. Trotz Schneefall war es ein perfekter Tag zum Reiten. Die Wege waren inzwischen tief verschneit und noch unberührt. Zwei Reiter hatten kurzfristig noch abgesagt, so waren es am Ende doch ganze neun Starter an der Zahl! Zwischen 4,5 und 5 Stunden werden diese Reiter in einem Wintertraum hoch zu Roß unterwegs sein und ein Erlebnis mit nach Hause nehmen, dass bei uns fast einmalig sein dürfte: Ein Distanzritt in Weiß!

Kartenlese-Profis Andrea Pütz mit Laayoune und Carolin Lautner mit Khamaal sind begeisterte Winterreiter, Foto: Sabine Schirmer

Kartenlese-Profis Andrea Pütz mit Laayoune und Carolin Lautner mit Khamaal sind begeisterte Winterreiter, Foto: Sabine Schirmer

Nach dem Start um 9 Uhr teilte sich das Feld in mehrere Grüppchen:

Gabi Fruth und Reinhard Graf sind Westernreiter und bei jedem Wetter mit den Pferden unterwegs. Die beiden waren die absoluten Profis im Gelände: Bestückt mit GPS fanden sie (fast) jeden Weg, auch wenn er wirklich nicht mehr als solcher erkennbar war.

Carolin Lautner und Andrea Pütz als zweites Team waren unschlagbar im Kartenlesen und ließen sich auch nicht beirren, wenn die GPS-Cowboys vor ihnen vom rechten Weg abkamen.

Und schließlich kam die große dritte Gruppe mit fünf Reitern und dem Motto: Zusammen kann man nicht verloren gehen. Die Glücks (Mama und Tochter) waren nicht ganz so routiniert im Kartenlesen. O-Ton Verena: „Ach – das ist ein Kartenritt, das wusste ich gar nicht?!“

Carolin Lautner mit Khamaal im Vet-Gate, Foto: Sanine Schirmer

Carolin Lautner mit Khamaal im Vet-Gate, Foto: Sanine Schirmer

Stefanie Hartmann und Katharina Heidbrecht, ebenfalls mit in der Gruppe, haben sich von Winter und Wetter nicht abschrecken lassen und ziehen mit ihren orangen Warnwesten die Blicke auf sich. Und schließlich am Schluss der Gruppe der Veranstalter selbst, damit wenigstens knapp zwei Hände voll Reiter auf dem Kurs waren. Außerdem gab es in Punkto Organisation bei der überschaubaren Starterzahl nicht wirklich viel zu tun. Da er den Weg kannte, wollte er den Mitreitern nicht die Freude an der Wegfindung nehmen.

Verteilt auf die neun Reiter kamen drei Profi- Pferde-Fotografen: Melanie Arlt, Sabine Schirmer und Leonhard Ehras von der lokalen Presse. Alle wollten sich dieses winterliche Spektakel nicht entgehen lassen. Victoria Oldenburg wäre ebenfalls fast noch von Frankfurt angereist, denn solche Motive gibt es schließlich nicht alle Tage. Täglich hatte sie angerufen, ob Schnee liegt.

Wer ist denn das? Die Lösung findet Ihr im Magazin Distanzreiten Nr. 1, Foto: Sabine Schirmer

Wer ist denn das? Die Lösung findet Ihr im Magazin Distanzreiten Nr. 1, Foto: Sabine Schirmer

Wir hatten Glück mit dem Wetter, man konnte im Tiefschnee auf unberührten Wegen galoppieren und tief verschneite Winterwälder durchkreuzen. Immer wieder wurden die Reiter mit traumhaften Ausblicken in die Täler der Hersbrucker und Oberpfälzer Alb belohnt. Hätte der Ritt eine Woche später stattgefunden, so wäre die Strecke mit vereisten Wald- und Wurzelwegen unreitbar gewesen.

Die 35 Kilometer der Strecke verteilten sich auf zwei Loops mit zentralem Gate, so konnten die Helfer den frostigen Tag in der warmen Stube verbringen. An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an die betreuende Tierärztin Julia Hoffmann, die sich sofort bereit erklärte, einen Tag mit kalten Füßen und Frostbeulen im Schnee zu verbringen.

Nach 4:27:00 erreichten die GPS-Cowboys als erste das Ziel beim Reitstall Kanneshof in Albersdorf, den die Besitzerin Sabine Gerstacker für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt hatte. Etwa eine halbe Stunde später fanden auch die letzten Reiter (teils auf Umwegen…) das Ziel.

GPS-Cowgirl Gabi Fruth und Outback erkennen auch im Tiefschnee den richtigen Weg und können den Galopp voll auskosten, Foto: Melanie Arlt

GPS-Cowgirl Gabi Fruth und Outback erkennen auch im Tiefschnee den richtigen Weg und können den Galopp voll auskosten, Foto: Melanie Arlt

Bis auf das Pferd Outback von Gabi Fruth, das leider bei der Nachuntersuchung lahmte, kamen alle teilnehmenden Pferde in die Wertung. Grund dafür war die der Witterung angepasste Geschwindigkeit, außerdem wusste man nie genau, was sich so unter der Schneedecke verbarg.

Fazit: Die 2. Trans Alb war ein ganz besonderes Naturerlebnis für alle Reiter und aufgrund einem Quäntchen Glück mit dem Wetter eine gelungene Veranstaltung. 

Allerdings hätte ein etwas größeres Starterfeld dem Ritt nicht geschadet.

Für alle, die den Ritt hautnah erleben möchten sei gesagt, es gibt ihn als Film


Ergebnisse 2. Trans Alb, 35 km 

9 Starter, 8 in der Wertung

LK 2
Reinhard Graf mit 311 Princessa Tequila Naabecker (04:27:00, 7,87 km/h)
Stefanie Hartmann mit Lissy (04:35:00, 7,64 km/h)
Katharina Heidbrecht mit Aragorn (04:35:00, 7,64 km/h)
Christian Lüke mit Sargasy (04:35:00, 7,64 km/h)

LK 3
Andrea Pütz mit Laayoune (05:02:00, 6,95 km/h)
Carolin Lautner mit Khamaal (05:02:00, 6,95 km/h)
Verena Glück mit Khalef (05:02:00, 6,95 km/h)
Jessica Glück mit Maazin el Din (05:02:00, 6,95 km/h)