Schleimhäute und Kapillarzustand

Die Schleimhäute und der Kapillarzustand sind ein wichtiges Indiz im Hinblick auf die konditionelle Überforderung eines Pferdes. Sie hängen eng mit dem periphären Blutkreislauf und dem Flüssigkeitshaushalt zusammen und bedürfen daher auch besonderer Beachtung.

von Melanie Viell

 

Foto: Melanie Viell

 

 

Die Schleimhäute und der Kapillarzustand sind ein wichtiges Indiz im Hinblick auf die konditionelle Überforderung eines Pferdes. Sie hängen eng mit dem periphären Blutkreislauf und dem Flüssigkeitshaushalt zusammen und bedürfen daher auch besonderer Beachtung.

In der Spalte für die Schleimhautbewertung finden wir eine Buchstabennotation, in der für den Kapillarzustand eine numerische Notation. Mit Hilfe der Buchstaben bezeichnet der Tierarzt einen normalen und unauffälligen Zustand mit „A“, einen veränderten und zu beobachtenden Zustand mit „B“ und einen stark besorgniserregenden Zustand mit „C“. Letzterer ist ein Ausschlusskriterium und bedeutet für Reiter und Pferd das Ende des Rittes. Mit Hilfe der Zahlen notiert der Tierarzt eine Zeitdauer in Sekunden: Normal und unauffällig mit „1“, etwas verzögert mit „2“ und deutlich zu lang mit „3“ und mehr. Auch in dieser Notation bedeutet die „3“ und mehr in der Regel die Elimination vom Ritt.

Um den Zustand der Schleimhäute zu bewerten betrachtet der Tierarzt das Auge des Pferdes. Er spreizt mit den Fingern die Lider und sieht sich die Lidbindehaut genauer an. Diese sollte im Normalzustand rosa und feucht sein.

Je nach Grad der Ermüdung bzw. Erschöpfung verfärbt sie sich von leicht rötlich über rot zu violett und bläulich. Bei Flüssigkeitsmangel und Erschöpfung wird sie trocken und einer Verfärbung ins gelbliche bis ockerfarbene hinein kann man mit entsprechender Nährstoffzufuhr entgegen wirken. Allerdings kann dies auch Hinweis auf Verstopfung mit oder ohne Kolikanzeichen sein.

Je nach Erscheinung wird der Tierarzt also darauf hinweisen, das Pferd zum Trinken oder zur Kraftfutteraufnahme zu animieren und/oder den Reiter zu umsichtigem Tempo und kontrolliertem Krafteinsatz des Pferdes zu ermahnen.

Der Kapillarzustand wird anhand der Kapillarfüllzeit ermittelt. Dazu betrachtet der Tierarzt das Zahnfleisch. Er drückt es mit dem Finger leicht ein und verhindert so den Blutzufluss in die Kapillaren bzw. drückt das Blut heraus. Die Stelle erscheint zunächst weiß, sollte in weniger als 2 Sekunden wieder durchblutet werden und in ihrer ursprünglichen Farbe erscheinen. Dauert dieser Vorgang länger als 5 Sekunden an, ist von einer fortgeschrittenen Erschöpfung des Pferdes auszugehen und der Ritt auf jeden Fall abzubrechen.

Beides, sowohl die Schleimhäute als auch der Kapillarzustand, sind keine „kurzfristigen Anzeiger“. Sie werden nicht wie der Puls dadurch beeinflusst, dass der Reiter vor dem Check zwanzig Minuten langsam reitet oder schnell noch mal das Pferd tränkt oder kühlt. Da sie nur träge reagieren, zeigen sie vielmehr das physiologische Geschehen der letzten Stunde(n). Während des Rittes kann der Reiter also nur durch einen Reitstil, der dem Trainingszustand des Pferdes angepasst ist, und durch eine regelmäßige Versorgung des Pferdes mit Flüssigkeit und Energie über die gesamte Strecke die Werte im grünen Bereich halten.

Zu Hause kann der Reiter diese Werte einfach und ohne Hilfsmittel betrachten und nutzen. So erhält er nach einem Trainingsritt zusätzlich zu den Pulsdaten Anhaltspunkte bezüglich des Zustandes des Herz-Kreislauf-Systems und kann Versorgung und Training darauf abstimmen.