LSD – Zeitverschwendung oder der Weg zum Sieg?

von Ulrike Pottrick

Nein – es geht nicht um Drogenkonsum und Doping unter Distanzreitern, sondern um eine Trainingsmethode, die so simpel erscheint, dass sie im Zeitalter der Geschwindigkeitsrekorde immer mehr in den Hintergrund rückt. LSD sind die Long Slow Distances, die langen, langsamen Distanzen.

Die langen langsamen Distanzen sind unverzichtbar sowohl beim Grundlagentraining wie auch zur Unterstützung im späterem Aufbau der schnellen Arbeit. Mit keiner anderen Trainingsform lässt sich ein Pferd so effizient und doch schonend auf die Nutzung seiner Energiereserven vorbereiten.

LSD´s trainieren vor allem die Energie-Effizienz und bereiten den Stoffwechsel ideal darauf vor, Fettreserven als Energiequelle zu nutzen und die Kohlehydrat-Speicher erst später anzugreifen. Außerdem wird der Nährstoff- und Sauerstofftransport in die Muskulatur entscheidend verbessert. Durch die langen Trainingseinheiten werden Muskeln und Gelenke auf die mechanische Belastung vorbereitet, Sehnen und Bänder passen sich den langdauernden Belastungen an. In der Regel werden zum Training der Distanzpferde die Intensive und die Extensive Dauermethode im Gelände genutzt und durch Intervalltraining ergänzt. Bei der Intensiven Dauermethode wird das Pferd je nach Trainingszustand und –ziel zwischen 20 min und 1 Stunde in einem Bereich leicht unterhalb der aeorb-/anaeroben Schwelle gearbeitet, bei der Extensiven Dauermethode zwischen 1-3 Stunden in einem Bereich deutlich unter dem Schwellenwert. Hierbei werden meist Streckenlängen von 15-25 km, bei LDR Pferden bis zu 35 km, zurückgelegt.

Im Gegensatz zu diesen Trainingsmethoden sollten bei den LSD´s nicht weniger als 4-6 Stunden und 30-60 km für eine Trainingseinheit veranschlagt und die Pulsfrequenz sollte zwischen 90 und 110 bpm gehalten werden, was in der Regel einem Reiten im flotten Schritt und ruhigem Trab im Wechsel entspricht.

Was bringt nun diese relativ zeitaufwändige Trainingsmethode?
Zum einen fördert sie die psychische Gewöhnung an das lange Unterwegssein. Gerade nervöse Pferde profitieren in hohem Maße davon, da sie zur Ruhe kommen und ihren Rhythmus finden können. Durch den Einbau von kurzen Pausen lernen die Pferde, die Pausen zur Entspannung zu nutzen, Urin abzusetzen, zu trinken und zu fressen – alles Dinge, die im Rahmen eines Wettkampfs für ein Distanzpferd extrem wichtig sind. Durch die lange Zeitdauer wird der Fettstoffwechsel ideal angeregt ohne das Pferd zu überlasten. Circa 30-45 Minuten nach Start des Trainings sind die Kohlenhydratspeicher aufgebraucht und der Fettstoffwechsel läuft auf vollen Touren. Durch die lange Dauer der Trainingseinheit werden die Anzahl der Blutgefäße und Mitochondrien in der aktiven Muskulatur erhöht und dies wiederum verbessert die Fähigkeit der Muskulatur, Sauerstoff zu verarbeiten – das Pferd ermüdet nicht mehr so schnell. Zudem erkennt man schnell Probleme mit der Ausrüstung, wie zB ein nicht optimal sitzender Sattel.

LSD ist seit langem der Stoff, aus dem gute Distanzpferde gemacht sind. Viele erfolgreiche Distanzpferde liefen in jungen Jahren in Wanderreitbetrieben. Hier bauten sie nach und nach die Härte und Ausdauer auf, die ihnen später im Spitzensport zu Gute kamen und ihnen oft zum Sieg verhalf.

Schaut man sich die Wanderreitbetriebe von heute an, so findet man oft Betriebe, in denen die Pferde einen 10-14-tägigen Wanderritt mit 40-60 km pro Tag absolvieren, dann folgt eine 1-wöchige Weidepause mit einem Einsatz bei kürzeren Ausritten, dann wieder der Einsatz auf dem nächsten 14-tägigen Wanderritt, ein nahezu idealer Aufbau für ein künftiges Distanzpferd. Bereits in der Ausbildung der Militärpferde bis zum 2. Weltkrieg wurde auf die Schulung der Grundlagenausdauer besonderer Wert gelegt. Zusätzlich zum Training auf dem Exerzierplatz oder im Gelände wurden die Pferde täglich zwischen 1-3 Stunden im Schritt unter dem Sattel bewegt. Idealerweise sollte ein Distanzpferd mindestens 1-2 mal pro Woche eine LSD absolvieren, um eine ausreichende Grundlagenausdauer zu schaffen. Gerade zu Saisonbeginn, aber auch zwischen wichtigen Ritten zum Erhalt der Kondition bietet sich der Aufbau über wanderrittmäßiges Reiten an: über einen Zeitraum von 10-14 Tagen täglich Strecken von 25-30 km (für ein KDR/MDR Distanzpferd) bis zu 50-60 km (für ein LDR Distanzpferd) im ruhigen gleichmäßigen Tempo mit entsprechenden Pausen zum Trinken und Fressen bereiten ein Pferd ideal für kommende Herausforderungen vor. Wer Zeit und Lust hat, kann nach einer Woche aktiver Pause mit kürzeren Ritten eine weitere Einheit von 10-14 Tagen LDR´s dranhängen, um eine optimale Grundkondition zu erreichen.