Jugendeuropameisterschaft im Distanzreiten 2012 in Mont-le-Soie / BEL

06.-09.09.2012
Jugendeuropameisterschaft im Distanzreiten 2012: Mont-le-Soie (120 km) / Belgien

Im belgischen Mont le Soie trafen sich vom 6.-9. September 2012 die Besten der Besten – zumindest im europäischen Jugendbereich. Aus Deutschland waren Michelle Kiewert mit Balzar, Clara Haug mit Ainhoa Fautina, Jule Röhm mit Lepperedu und Sabrina Birmele mit Eurazia du Vallois angereist.

 

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Das deutsche Jugend-Quartett in Mont le Soie. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Das deutsche Jugend-Quartett in Mont le Soie. Foto: Victoria Oldenburg

 

von Victoria Oldenburg

Auf dem Gelände des „Centre du Cheval“ fanden in Mont le Soie, einem Ortsteil von Vielsalm die diesjährigen Europameisterschaften statt. Idyllisch auf einem Berg gelegen hatte die nur auf schmalen Straßen erreichbare Veranstaltung fast schon einen familiären Charakter, da sich die Veranstalter dazu entschlossen hatten, keine offene Europameisterschaft auszuschreiben. Entsprechend klein war das Starterfeld mit rund 60 Teilnehmern.

Nur knapp 30 Kilometer hinter der deutschen Grenze war das Championat beinahe ein Heimspiel. Dennoch unterscheidet sich das Geläuf in vielen Stellen von denen in Deutschland. Die Strecke selbst wurde mit den zu bewältigenden Bergen als schwer bezeichnet, doch „dabei waren es weniger die Berge, die die Strecke anspruchsvoll machten, sondern das Geläuf selbst“, so Sabrina Birmele nach dem Ritt. Daher nutzen viele Teilnehmer die Chance, einige Tage vor dem Championat anzureisen, um sich optimal vorbereiten zu können.

Im vergleichsweise kleinen Rahmen begann mit der Eröffnungsfeier am Donnerstag der offizielle Teil, bevor die Voruntersuchung am Freitag stattfand. Die vier deutschen Pferde präsentierten sich dabei gut und bekamen alle die Starterlaubnis, lediglich Jule Röhm´s Lepperedu musste zweimal vorgestellt werden, bevor die Starterlaubnis für die Europameisterschaften erteilt wurde.

Nach einer kühlen Nacht versammelten sich am nächsten Tag alle Teilnehmer auf einer Wiese nahe des Centre du Cheval, um ihre Pferde warm zu reiten und sich auf den Start vorzubereiten. Der Start war für sieben Uhr angesetzt. Die ersten Meter führten die knapp 60 Teilnehmer durch eine lange Gasse von Zuschauern die Wiese hinab und in den Wald, der sie für einige Zeit unerreichbar machte.

Es war kühl. Nebel hing in den Tälern und erst als die Sonne über die Hügel schien wurde es wärmer. Die erste 40 Kilometer lange Runde führte die Reiter in weiten Teilen durch die Wälder rund um Mont le Soie. Erst nach knapp 20 Kilometern war es den Trossern möglich, ihre Reiter zu sehen, bevor kurze Zeit später mit dem ersten Trosspunkt die Reiter versorgt werden konnten. Nachdem die deutschen Teilnehmerinnen die erste Runde weitestgehend gemeinsam geritten hatten, erreichten sie das erste Vet-Gate fast zeitgleich. Lediglich Michelle Kiewert hatte sich mit Balzar auf dem letzten Teil der Strecke etwas abgesetzt und erreichte als erste Deutsche das Vet-Gate (Platz 45/15,95 km/h). Jule Röhm, Clara Haug und Sabrina Birmele erreichten nur wenige Minuten später gemeinsam das Vet-Gate. Während Clara´s Ainhoa Fautina (Platz 46/15,69 km/h) und Sabrina´s Eurazia du Vallois (Platz 49/ 15,42 km/h) alle Untersuchungen problemlos bestanden, kam für Jule´s Lepperedu hier das aus wegen einer geringgradigen Lahmheit. Daher gingen nur noch drei Deutsche Reiterinnen auf die zweite – 30 Kilometer lange – Runde.

Die Spitzengruppe – auseinandergezogen durch die unterschiedlichen Recoveryzeiten – ging in Sekundenabständen zurück auf die Strecke, sodass sich schnell wieder eine große Gruppe bildete, die gemeinsam ritt. Im Vergleich dazu hatten die drei verbliebenen Deutschen sehr große Abstände aufzuholen, bevor sie erneut gemeinsam reiten konnten. Dennoch schlossen sie schnell wieder zueinander auf und ritten zusammen. Sie gingen die Berge langsam an und machten auf den ebenen Teilstücken Tempo, wie es im Vorfeld besprochen worden war. Dennoch wurde der Abstand zur Spitzengruppe schnell größer. Gegen Mitte der Runde beschloss Michelle Kiewert das Tempo auf der Ebene nicht mehr mitzugehen und ließ Clara Haug und Sabrina Birmele ziehen. Gemeinsam erreichten die Beiden einige Zeit später das zweite Vet-Gate. Sabrina Birmele konnte mit einer Recoveryzeit von 1 Minute und 26 Sekunden (Platz 38/Rd. 17,54 km/h; Avg. 16,26 km/h) schnell vorstellen, während Clara Haug 5 Minuten und 23 Sekunden (Platz 40/Rd. 16,47 km/h; Avg. 16,02 km/h) benötigte und damit erst einige Zeit später auf die nächste Runde durfte. Damit lag sie nur wenige Sekunden vor Michelle Kiewert, die bereits nach 2 Minuten und 35 Sekunden (Platz 41/Rd. 16,06 km/h; Avg. 16,00 km/h) vorgestellt, aber einige Minuten später das Vet-Gate erreicht hatte.

Als Erster durfte der Spanier Marc Oliva Gorria mit Esso Kaiser ES  auf die dritte – erneut 30 Kilometer lange – Runde gehen. Innerhalb von fünf Minuten folgten ihm mindestens 25 Reiter aus Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden und zahlreichen anderen Ländern. Knapp 24 Minuten später kam – als bis dahin beste Deutsche –  Sabrina Birmele, nur wenige Minuten vor Clara Haug und Michelle Kiewert.

Die nächsten 30 km mussten die Drei in weiten Teilen alleine reiten. Zwar schlossen sie immer wieder zu anderen Reiterinnen und Reitern auf, allerdings trennten sie sich auch ebenso schnell wieder von ihnen. Erst gegen Ende der Runde kam Michelle Kiewert wieder an Sabrina Birmele ran, sodass sie gemeinsam die letzten Kilometer bis zum dritten und letzten Vet-Gate reiten konnten.

Der Abstand zur Spitzengruppe war kontinuierlich größer geworden, als Sabrina Birmele und Michelle Kiewert das letzte Vet-Gate erreichten, ging die Spitzengruppe gerade zurück auf die Strecke. Als Erster durfte der Franzose Cesar Donnais mit Srour, nur 16 Sekunden vor der Französin Nina Lissarrague mit Preume de Paute zurück auf die Strecke. Im Sekundentakt folgten ihnen weitere Reiterinnen und Reiter auf die letzten schwersten 20 Kilometer des ganzen Rittes. Seinen geringen Abstand büßte er jedoch schnell wieder ein, da er sich vom Quad irritieren ließ und die gesamte Spitzengruppe in die verschiedensten Richtungen führte. Am Ende fanden alle in einer bereits relativ großen Gruppe den richtigen Weg und jagten im gestreckten Galopp außer Sichtweite.

Sabrina Birmele (Platz 27/Rd. 15,64 km/h; Avg. 16,07 km/h), Michelle Kiewert (Platz 28/Rd. 16,15 km/h; Avg. 16,04 km/h) und Clara Haug (Platz 32/Rd. 14,55 km/h; Avg. 15,55 km/h) erreichten währenddessen das dritte Vet-Gate und bestanden die Tierarztuntersuchung. Alle Pferde hatten sich gut präsentiert und wurden in der Pause ausführlich von den mitgereisten Betreuern wie der Physiotherapeutin Cordula Kopf, den Crews, der Team-Tierärztin Stefanie Witte, Bundestrainer Jean-Louis Leclerc und zahlreichen Anderen versorgt und beraten. So konnten alle drei Pferde auch die Re-Examination passieren und durften zurück auf die Strecke.

Währenddessen lieferte sich die Spitzengruppe auf den letzten Kilometern ein „Rennen“. Am Ende blieben sieben Reiter an der Spitze, die um den Titel finishten. Im gestreckten Galopp bewältigten sie die letzten Meter. War am Anfang noch die Niederländerin Marijke Visser mit Eomer vorne, wurde sie in der vorletzten Kurve von der Italienerin Mara Feola überholt, die ihren Vorsprung auf zwei Pferdelängen ausbauen konnte und damit als Erste über die Ziellinie ritt. Dahinter hatte sich die Niederländerin schon über Silber gefreut, doch die beiden Franzosen spornten ihre Pferde noch einmal zu Höchstleistungen an und überholten sie kurz vor der Ziellinie, sodass ihr nur der undankbare vierte Rang blieb.

Nach einer abschließenden Tierarztuntersuchung war es dann amtlich: Mara Feola aus Italien gewinnt mit Grigali die Europameisterschaft 2012! Sie ritt die 120 Kilometer lange, sehr anspruchsvolle Strecke mit einem Durchschnitt von 18,91 km/h. Silber gewann der Franzose Cesar Donnais mit Srour (18,91 km/h) vor Nina Lissarrague mit Preume de Paute (18,90 km/h).

Als beste Deutsche erreichte Sabrina Birmele mit Eurazia du Vallois auf Platz 22 (07:23:59/ 16,22 km/h) vor Clara Haug mit Ainhoa Fautina (7:39:58/15.653 km/h) auf Platz 25 das Ziel. Michelle Kiewert konnte sich in der Nachuntersuchung nicht weiterqualifizieren, womit das Team, das bis zu der Nachuntersuchung noch auf Platz vier geführt wurde, platz. Aus der Schweiz erreichte Jessica Preis mit Kashan III CH auf Platz 20 (06:53:55/17,34 km/h) das Ziel.

Ein positives Resümee zog Chef de Equipe Renan Borowicz am Ende des Tages beim gemeinsamen Pizzaessen: „Ich fand es sehr schön zu sehen, wie ihr zusammengearbeitet habt und das ihr zusammen geritten seid. Es hat mich wirklich sehr gefreut zu sehen wie ihr reitet“, so Borowicz. Auch der Bundestrainer Jean Luis Leclerc zog eine positive Bilanz: „Theoretisch wären wir Vierte mit dem Team gewesen, der Ausfall war Pech, aber das ist der Sport. Letztes Jahr hatten wir keine Reiter für die Weltmeisterschaften, dieses Jahr hatten wir vier Reiterinnen auf einem guten Level.“

In der Teamwertung gewann erneut Frankreich mit einer Reitzeit von 19 Stunden, 6 Minuten und 39 Sekunden mit einem Vorsprung von nur 1 Minute und 14 Sekunden vor Italien. Bronze gewann England (20:53:43).

Ergebnisse 120 km

  1. Gold: Mara Feola (ITA) mit Grigali, 06:20, 18,91 km/h
  2. Silber: Cesar Donnais (FRA) mit Srour, 06:20, 18,91 km/h
  3. Bronze: Nina Lissarrague (FRA) mit Preume de Pante, 06:20, 18,90 km/h

Deutsche Teilnehmer:

  • Platz 22: Sabrina Birmele (GER) mit Eurazia du Vallois, 07:23, 16,22 km/h
  • Platz 26: Clara Haug (GER) mit Ainhoa Fautina, 07:39, 15,65 km/h
  • Michelle Kiewert (GER) mit Balzar OX
  • Jule Röhm (GER) mit Lepperedu

Teams:

  1. Gold: Frankreich
  2. Silber: Italien
  3. Bronze: Großbritannien
  4. Spanien
  5. Tschechische Republik
  6. Portugal
  7. Deutschland
  8. Belgien
  9. Ungarn
Michelle Kiewert mit Balzar OX auf der Jugend EM Mont le Soie 2012, Foto: Victoria Oldenburg

Michelle Kiewert mit Balzar OX auf der Jugend EM Mont le Soie 2012,
Foto: Victoria Oldenburg

Sabrina Birmele mit Eurazia du Vallois bei der Jugend-EM Mont le Soie 2012, Foto: Victoria Oldenburg

Sabrina Birmele mit Eurazia du Vallois bei der Jugend-EM Mont le Soie 2012,
Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Top in Form: Sabrina Birmele und Eurazia du Vallois. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Top in Form: Sabrina Birmele und Eurazia du Vallois. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Clara Haug mit Ainhoa Fauntina. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Clara Haug mit Ainhoa Fauntina. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Jule Röhm mit Lepperedu. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Jule Röhm mit Lepperedu. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Die neue Europameisterin: Mara Feola mit Grigali aus Italien. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Die neue Europameisterin: Mara Feola mit Grigali aus Italien. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Ritt oder Rennen? Mont le Soie bot beides: Der Ritt endete in einem Rennen auf den letzten Kilometern, das Mara Feola aus Italien mit Grigali letztlich für sich entscheiden konnte. Foto: Victoria Oldenburg

Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Ritt oder Rennen? Mont le Soie bot beides: Der Ritt endete in einem Rennen auf den letzten Kilometern, das Mara Feola aus Italien mit Grigali letztlich für sich entscheiden konnte. Foto: Victoria Oldenburg

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Jugend-Europameisterschaft Mont le Soie 2012: Platz 20 für Jessica Preis mit Kashan III CH aus der Schweiz. Foto: Victoria Oldenburg