Englisches Vollblut

Farbe
Alle Grundfarben, vorwiegend Braune, Dunkelbraune, Füchse, auch Rappen und Schimmel

Stockmaß 145 bis 170 cm

Exterieur
Edler Kopf, große Augen und Nüstern; langer, gewölbter Hals, oft mit „Axthieb“, prägnanter Widerrist, viel Gurtentiefe, lange, schräge Schulter, mittellanger, elastischer Rücken, muskulöse Hinterhand, lange muskulöse, schräge Kruppe; trockene Gliedmaßen, ausgeprägte Gelenke, gut markierte Sehnen, nicht zu große, korrekte Hufe, schön getragener Schweif; feines seidiges Haar und Langhaar

Eigenschaften Mutig, ausdauernd, schnell, energisch, charakterstark, sensibel, nervig, zäh, gute Gesundheit, temperamentvoll; raumgreifende, elastische Bewegungen in allen Gangarten

Verwendung
Rennpferd; Reit-, Spring- und Militarypferd

Herkunft, Verbreitung
Großbritannien; Europa, weltweit

Besonderes, Geschichte
Seit dem 12. Jh. gibt es in England Pferderennen; durch die Zufuhr orientalischen Blutes wurden die Rennpferde immer wieder veredelt; Mitte des 17. Jh. kam die Stutenherde der Royal Barb Mares nach England, 59 Stuten davon wurden die Stammmütter der 59 Familien, denen alle heute lebenden Vollblüter angehören.
Die drei wichtigsten Hengste und Begründer des „Englischen Vollbluts“ sind:
Byerley Turk, Begründer der Herod-Linie; der 1683 von einem Holländer während der Belagerung Wiens erbeutet wurde und 1689 mit Captain Byerley, der den Hengst kaufte, nach England kam;
Darley Arabian, Urgroßvater des berühmtesten Rennpferdes aller Zeiten und Begründer der Eclipse-Linie; ein rotbrauner Hengst aus der arabischen Familie der Managhi, der von dem Kaufmann Mr. Darlays of Buthercramb aus der Grafschaft Yorkshire auf einer Levantefahrt erworben und 1705 nach England gebracht wurde;
Godolphin (ursprünglich Sham) soll ein Berber gewesen sein, der 1730 als Geschenk des Beys von Tunis an Ludwig XV. nach Frankreich kam; auf Umwegen kam der Hengst nach England, wo er als Probierhengst in den Besitz des Earl of Godolphin gelangte; aus einer nicht programmierten Paarung mit der Stute Roxana entstand Lath, ein anderes der berühmten Rennpferde der Zeit; Sham wurde zu Godolphin Barb und zum Begründer der Matchem-Linie.

Im General Stud Book im 19. Band von 1901 wird durch die Brüder Weatherby der Begriff Vollblut = „Thoroughbred“ (=durchgezüchtet) wie folgt definiert: „Jedes Pferd, das in das General Stud Book eingetragen werden soll, muss 8 oder 9 Generationen reinen Blutes über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren nachweisen, und außerdem müssen sich in seiner nahen Verwandtschaft ausreichende Leistungen auf der Rennbahn feststellen lassen, durch die das Vertrauen in die Reinblütigkeit des Pferdes bestätigt wird“.
Durch die seit 200 Jahren durchgeführte konsequente Selektion sind Vollblüter die reinste auf Leistung gezüchtete Pferderasse, nur die erfolgreichsten Hengste werden zur Zucht zugelassen; zur Veredlung für die gesamte Pferdezucht von unschätzbarem Wert; in Deutschland finden Pferderennen seit Anfang des 19. Jh. statt, es folgten die Gründung von Rennvereinen sowie namhafter Gestüte wie Graditz, Schlenderhan, Waldfried u.a. (s. auch Pferderennen, Rennpferde)

Zuchtbuch
1793 Gründung des General Stud Book in England
Für Deutschland: Direktorium für Vollblutzucht und -rennen e.V., Köln