10.09.2011
Europameisterschaft im Distanzreiten 2011: Florac / Frankreich
von Barbara Miller
Bei der Europameisterschaft in Florac kam das Deutsche Team diesmal nicht auf das Treppchen, so wie in Kentucky – dafür glänzten Sabrina Arnold und Beau mit einer hervorragenden Einzelleistung.
Sabrina Arnold mit Beau wird Vizeeuropameisterin der Distanzreiter in Florac, bei der Maria Alvarez Ponton auf Nobby souverän ihren Titel verteidigte.
Doch ein Reiter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war noch schneller. Ali Khalfan al Jahouri auf Khalifa sicherte sich den Titel der als offenen Meisterschaft ausgetragenen Veranstaltung mit einem phänomenalen Start – Ziel Sieg in einer Zeit von 08:38:10. Dieser Sieg ist umso beeindruckender, da das Pferd erst drei Tage vor der Veranstaltung am Austragungsort eingetroffen ist und noch nie in solch einem Gelände gegangen ist. Lange Zeit hielt Khalifa mit Ali Khalfan al Jahouri im Sattel einen Vorsprung von mehr als 20 Minuten auf seine Verfolger. Bei der Europameisterschaft in Florac kam das Deutsche Team diesmal nicht auf das Treppchen, so wie in Kentucky – dafür glänzten Sabrina Arnold und Beau mit einer hervorragenden Einzelleistung. Den dritten Platz der offenen Wertung sicherte sich Jassim Mohammed al Maadhadi aus Qatar mit Mazayha. Der Reiter aus Qatar lieferte sich mit Sabrina Arnold ein packendes Finish, das er mit einer Sekunde Vorsprung für sich entscheiden konnte. Somit belegte die Vizeeuropameisterin Sabrina Arnold in der offenen Wertung Rang 4. Sabrina Arnold und ihr Vollblutaraber Beau benötigten 8 Stunden 45 Minuten und 53 Sekunden, während Nobby, geritten von Maria Alvarez Ponton, die extrem schwierige Strecke in einer Zeit von 08:45:05 bewältigte.
Die EM-Bronzemedaille holte sich der Franzose Pierre Fleury mit Kergof (08:53:14)
Für Deutschland bedeutet dieses Ergebnis die erste Einzelmedaille bei einer EM seit mehr als 20 Jahren. Zuletzt war dies 1985 gelungen. Für Sabrina Arnold und den 11-jährigen Beau ist es ein weiterer Meilenstein in ihrer Karriere nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Team bei den Weltreiterspielen in Kentucky im Herbst vergangenen Jahres. Die 31-jährige aus Kirchheim stammende und in Südfrankreich lebende Sabrina Arnold ist seit Beginn ihrer Karriere ein fester Bestandteil in der Spitze der nationalen und internationalen Distanzreiterszene. Zu ihren Erfolgen zählt auch eine Bronzemedaille bei der Junioren WM im Jahr 2001.
Aus deutscher Sicht gab es neben der überaus erfreulichen Silbermedaille auch viele Ausfälle, Freud und Leid lagen dicht beieinander. Bei sechs gestarteten Reitern waren vier Ausfälle zu verzeichnen. So erreichte neben Sabrina Arnold lediglich Klaudia al Samarraie (Rotenburg) mit dem zwölfjährigen Shagya-Araber-Hengst Olymp als 32. mit einer Zeit von 11:59, das Ziel.
Zuerst traf es Dr. Gabriela Förster (Naumburg). Sie stürzte mit ihrem Araber Priceless Gold auf der dritten der insgesamt sechs Etappen. Während ihr Pferd den Sturz unverletzt überstand, musste die Reiterin mit einer Platzwunde im Krankenhaus versorgt werden. Auch die im Team gestartete Petra Hattab (Wuppertal) schied mit ihrem Vollblutaraber Prince Sharif auf der fünften Etappe wegen eines Sturzes aus. Für Teamkollegin Joana Al Samarraie (Rotenburg) endete die EM wegen Lahmheit der Shagya-Araber-Stute Famosa im vierten Vetgate. Nach dem der Vollblutaraber Estopal Estopa, geritten von Sybille Markert-Bäumer (Dietmannsried), ein Eisen verloren hatte, ereilte die beiden das gleiche Schicksal eine Etappe später – Lahmheit in Gate 5. Equipechefin Ursula Klingbeil resümierte: „Die EM war brutal schwer. Ein echter Hardcore-Ritt.“ Kein Wunder, 160 Kilometer über eine Strecke, die über 3.600 Höhenmeter geht und dazu noch steinig und mit Geröll übersät ist, das fordert alles von Pferd und Reitern.
Florac richtete 1984 die erste Europameisterschaft im Distanzreiten aus. Der jährlich stattfindende internationale Distanzritt zählt zu den schwersten der Langstreckendisziplin. Am Start waren bei der vom Royal Endurance Team of Bahrain gesponsorten Veranstaltung 78 Reiter aus 14 europäischen Ländern sowie Teilnehmer aus Bahrain, Qatar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 43 Paare konnten diese Herausforderung erfolgreich beenden.
von Christian Lüke
Bei den Weltreiterspielen in Kentucky zeigten die deutschen Mädels, dass sie in der Mannschaft sehr erfolgreich sein können. Bei der EM in Florac hingegen dominierte Sabrina Arnold mit Beau das Feld und gewann Silber für Deutschland.Was für ein Jahr für die „Gelben Engel“! Gemeint ist nicht der Automobilclub, sondern die Geschwister Melanie und Sabrina Arnold, die seit vielen Jahren mit an der Spitze der Deutschen Distanzreiter stehen. „Warum gelb?“, fragte ich Melanie im Sommer in Göttingen bei der Deutschen Meisterschaft. WIr trafen uns ganz unsportlich bei einem abendlichen Menü in einer Filiale einer amerikanischen Fastfoodkette mit einem gelben M als Logo. „Das hat keinen tiefgreifenden Grund“, sagte Melanie, „damals hatte man noch freie Farbwahl. Gelb war noch nicht vergeben und ist eine schöne leuchtende Signalfarbe. Seitdem sind wir das Gelbe Team“. Nach diesen Worten, einem letzten Biss in den Big Mäc und einem sündigen Eis mit viel Schokosauce, verabschiedeten wir uns. „Wir müssen morgen früh raus“, so Sabrina, die diesmal zusammen mit dem fest eingespielten Familien-Trosserteam ihre große Schwester bei der DM vom Boden aus unterstützen wird. Als ich am nächsten Morgen in Nörten-Hardenberg mit Kamera bewaffnet auf die Strecke ging, war Melanie bereits auf dem dritten Loop. Sie war schnell und professionell unterwegs, aber die Spitzengruppe hatte schon bald eine halbe Stunde Vorsprung.
„Die sind ja irre“, sagte mir Melanie draußen auf der Strecke, als sie nach ihrem Rückstand fragte. „Die sind einfach viel zu schnell“, waren ihre Worte, dann gab sie ganz dezent Gas und holteauf. Im Ziel hatte Sie Sybille Markert-Baeumer fast erreicht und einen hervorragenden 2. Platz gemacht.
Den 2. Platz gab es dann auch für Melanies Schwester Sabrina. Schauplatz war die EM in Florac in Südfrankreich. Diesmal die umgekehrte Situation, Sabrina zu Pferd und Melanie mit ihren Eltern beim Trossen. Sabrina konnte in Florac den Erfolg von Meli noch toppen: Europavizemeisterin, welch ein großer Erfolg!
Zum Glück traf ich den Briefträger: „Gewann Asang – das ist ganz einfach zu finden: Bei dem Durchfahrt Verboten-Schild rechts, den unscheinbaren Felweg runter, dann links, rechts, wieder links, rechts abzweigen und dann sind da mehrere Häuser mit Pferden. Da, wo die vielen Pferde draußen stehen, wohnt die Familie Arnold.“
Ja, ganz einfach, wenn man es weiß, aber auch mit dieser Beschreibung war es noch nicht wirklich leicht zu finden. Gut versteckt also wohnt die erfolgreiche Distanz-Familie Arnold. Ich werde auf die Terrasse gebeten, von der man einen wirklich bezaubernden Blick auf eine ganz stattliche Herde an Hochleistungspferden hat.
Vater Arnold ist sicher im Haus ein nicht ganz unbeteiligter Motor für die Erfolge der Töchter. Er begrüßt mich herzlich und stellt mir sein Reich vor. Dann gesellt sich Sabrina hinzu. Sie hat verdienten Urlaub nach Ihrem großen Erfolg. Diesen Urlaub verbringt sie daheim in Kirchheim. Hier ist sie aufgewachsen und Papa Arnold hätte sich gefreut, wenn Sabrina immer noch in der Familie zu Hause wäre, aber die Liebe zog Sabrina in die Ferne und so hat sie ihren Hauptwohnsitz im Distanzparadies Südfrankreich, in der Nähe von Aix en Provence. Das sind natürlich ideale Trainingsvoraussetzungen für Florac. Die Strecke ist sie zur EM nicht zum ersten Mal geritten!
Die Schwestern Melanie und Sabrina sind beide sehr unterschiedliche Menschen. Melanie ist die ruhigere und familienorientiertere der beiden. Ihr Bäuchlein dürfte inzwischen schon etwas rundlicher geworden sein, denn Nachwuchs ist unterwegs: Die zweite Distanzgeneration mit dem Namen Arnold, diesmal zwei Brüder!
Sabrina, die bereits seit Mitte der 90er sehr erfolgreich Distanzen reitet, ist der Party- Löwe, immer unterwegs und in Action, so war es viele Jahre. Doch inzwischen hat sie einen 12 Stunden Arbeitstag mit ihren Pferden und da bleibt dann nicht mehr so viel Zeit für die Party und außerdem hat sie die 30 überschritten und da wird man auch „etwas“ ruhiger….
Meinen Vergleich mit den Schumacher-Brüdern, bei denen sie sich jahrelang auf der Rennbahn harte, zum Teil lebensgefährliche Gefechte lieferten, blockten sie ab.
Sie verstehen sich nicht als Konkurrentinnen, eher als Team, bei denen sie gemeinsam Erfolge erzielen wollen, wie in Kentucky mit der Bronzemedaille.
Trotzdem gehen sie bei Ritten eher getrennte Wege, was natürlich auch mit dem Wohnort von Sabrina zusammenhängt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass beide z.B. auf einer Deutschen Meisterschaft gegeneinander reiten könnten. Nach ihrem Titel der Deutschen Meisterin 2001 hat sich Sabrina verstärkt auf CEIs konzentriert, später vermehrt auf Ritte in Frankreich, bei denen sie regelmäßig unter den Top 5 reitet. So wäre ein DM-Duell doch mal wieder eine interessante Herausforderung. Aber da sieht es ja 2012 nicht besonders gut aus, denn der Termin für die Deutsche Meisterschaft liegtso ungünstig spät, dass sie mit der WM in England nicht zu kombinieren ist.
- Gold: Maria Alvarez Ponton (ESP) mit Nobby
- Silber: Sabrina Arnold (GER) mit Beau OX
- Bronze: Pierre Fleury (FRA) mit Kergof
Deutsche Teilnehmer:
- Platz 32: Klaudia Al Samarraie (GER) mit Olymp
- Petra Hattab (GER) mit Prince Sharif OX – ausgeschieden
- Dr. Gabriela Förster (GER) mit Priceless Gold – ausgeschieden
- Joana Al Samarraie (GER) mit Famosa – ausgeschieden
- Sybille Markert-Baeumer (GER) mit Estopal Estopa OX – ausgeschieden
Teams:
- Gold: Frankreich
- Silber: Spanien
- Bronze: Belgien