16.-19.06.2011
14. Deutsche Jugendmeisterschaft im Distanzreiten 2011:
2. Nörten-Hardenberger Distanzritt, 120 km
Starke Paare sorgen bei widrigen Verhältnissen für einen spannenden Tag
von Anna-Lena Weiershäuser
Samstag Morgen um 7 Uhr war es soweit: Bei strahlendem Sonnenschein starteten 15 Jugendliche zur DJM und 120 km langen CEIJYR, darunter eine ausländische Starterin, Natalie Terberova (CZE). Nein, so war es nicht ganz, bei Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel ging es auf die erste 30 km lange Runde, insgesamt waren es vier, schönes Wetter sollte für diesen Tag Wunschdenken bleiben…
Natalie und Joulik de Villeneuve setzten sich sofort ab, wenige Minuten danach hatte sich eine große Gruppe bestehend aus Ronja Schreiber, Anne Wegner, Jasmin Oeding-Rose, Kjell und Michelle Kiewert, Fabienne Friepes, Clara Haug, Simone Karnelka, Leonie v. Arnim und Lara Balzer gebildet. Ungewöhnlich für eine DJM, wo es die letzten Jahre immer große Abstände zwischen den jugendlichen Reitern gab.
Schon nach wenigen Kilometern setzte der große Regen ein, es donnerte und stürmte auf alle gestarteten Paare ein, zu allem Übel kam auch noch ein dicker, aber zum Glück kurzer Hagelschauer, was für ein Wetter… Da schicken normale Menschen ja keinen Hund vor die Tür, aber fast fünfzig tapfere Reiterpaare waren insgesamt auf allen Strecken. Glück dem, der für sich und sein Pferd Regensachen eingepackt hatte. Die Strecke war durch den Regen nicht mit dem Vortag zu vergleichen, die schönen Wiesenwege waren alle zu „Schmierseife“ geworden und boten keinen Halt mehr, da nur die obersten Zentimeter nass wurden und der darunter seit Monaten ausgetrocknete Boden den Matsch zu einer Rutschpartie werden ließ. Und das, obwohl die Strecke ohnehin schon sicher zu den schwersten in Deutschland zählt.
Die erste Pause erreichte das ganze Feld noch mit wenigen Minuten Abstand, vorweg Natalie Terberova, gefolgt von der großen Gruppe der DJM und kurz danach Marvin Nonnenmacher, Yasmin Laufenberg, Jennifer Pöthen und Selina Freitag. Alles deutete auf die spannendste Jugendmeisterschaft seit langem hin. Alle Pferde bestanden die erste Untersuchung trotz der schwierigen Verhältnisse problemlos, dennoch gab es in der Pause einen Ausfall zu beklagen: Die Decke von Clara Haugs Zyona rutschte der Stute zwischen die Beine und sie erschrak so sehr, dass sie samt Paddock gen Stallungen raste. Zum Glück verhedderte sie sich nicht im Stromband, das dank Sicherheitsvorrichtung von RoFlexs direkt auslöste und keine schweren Verletzungen verursachte. Dennoch stürzte Zyona in einen Graben und zerrte sich – das Aus für Clara.
Die zweite Runde war auch die spätere vierte und letzte, eine für Göttingen schon fast „flache“ Runde mit wenigen schweren und vielen seichten Anstiegen und so manchen langen Ebenen, die zum Galopp einluden. Auch hier änderte sich nichts an den Abständen, Natalie knapp 10 Minuten vor den Verfolgern und die letzten vier Jugendlichen wurden schon von den führenden Senioren überholt, die 30 Minuten später gestartet waren. Doch nun schlug das Wetter um, es wurde heiß und schwül, zwischendrin wieder ein heftiger Schauer, dann wieder Hitze, Pferd und Reiter konnten sich auf nichts einstellen. Hatte man die Regendecke aufgelegt, wurde es wenige Minuten schon wieder zu heiß, hatte man diese abgenommen, setzte der nächste Regen ein. Wie man es machte, man konnte davon ausgehen, es ist falsch. Das machte sich auch an den Zeiten deutlich bemerkbar, wurde die erste Runde noch mit im Schnitt 16,5 km/h geritten, waren es auf dieser nur 14,5 km/h. Hier kam in der Pause auch das Aus für Malika Addschawad von Lara Balzer, sie lahmte leider beim Vortraben.
Unterdessen wurde Michelle Kiewert verzweifelt gesucht, die junge Reiterin war mit ihrem Balzar auf der Strecke verschwunden, ohne Handy! Keiner wusste, was passiert war, war sie oder Balzar verletzt, hatten sie sich einfach nur verritten? Viele Fragen und besorgte Eltern. Denn wo sollte man suchen? Doch zum Glück ging es noch einmal gut aus, Michelle hatte eine Markierung verpasst und nicht mehr zurück gefunden, daher orientierte Sie sich am Kalkberg, der auf der Strecke liegt, und wurde dort von anderen Reitern „aufgesammelt“ und gab auf. Etwas, was leicht mit einem Handy hätte vermieden werden können. Schnell hätten ihr die Betreuer wieder auf die Strecke helfen können oder sie hätte im Notfall Hilfe rufen oder geortet werden können.
Andere Pferde hatten aber auch mit dem Wetter zu kämpfen und die ersten harten Muskeln wurden in der Pause von den guten Crews gelockert. Also auf zur nächsten und laut allen Reitern schwierigsten Runde in der gleichen Reihenfolge. Diese Runde zeichnete sich durch sehr lange und extrem steile Anstiege aus, wenigstens hatte das Wetter ein Einsehen und schickte noch mal einen Regenschauer, was für Pferd und Reiter auf dieser Runde wirklich angenehm war. Schnell ging das Tempo wieder leicht nach oben und es wurde ein Schnitt von 15 km/h geritten, nur Kjell Kiewert und Selmann waren deutlich flotter mit 15,7 km/h unterwegs und konnten sich bis auf zwei Minuten auf Natalie Terberova heran arbeiten. Jedoch regenerierte Selman zu langsam und Kjell konnte seinen Vorsprung nicht mit in die Pause nehmen. Hier kam das Aus für gleich drei Paare, Leonie v. Arnims Krishan und Yasmin Laufenbergs Kyros waren lahm, Marvin Nonnenmachers Zaphir hatte das schwere Wetter zu schaffen gemacht, was das metabolische Aus bedeutete.
Nun sollte es spannend werden, als erste durfte Natalie Terberova auf die Strecke, dicht gefolgt von Anne Wegner, Jasmin Oeding-Rose, Simone Karnelka, Fabienne Friepes und schon etwas deutlicher mit 5 Minuten nach den Ersten Ronja Schreiber und Kjell Kiewert. Wer also würde es schaffen? Schnell war unter den anderen Teilnehmern und Zuschauern ein Favorit gefunden, Anne Wegner. Diese jagte mit ihrer Aicha Addschawad im Galopp über die Strecke und setzte sich schnell von Natalie Terberova ab, jedoch war Kleopatra von Ronja Schreiber noch fit und Anne dicht auf den Fersen. Wer also würde es schaffen? Schnell versammelten sich alle Trosser, Zuschauer und Reiter am Ziel. Ein Schimmel war schnell in Sicht, wenige Meter danach ein weiterer, als es über die Brücke Richtung Ziel ging war schnell klar: Ronja war vorne! Nur acht Sekunden später folgte Anne. Jetzt noch die Nachuntersuchung und der Deutsche Meister wäre ein neuer.
Jedoch waren beide Pferde die letzte Runde mit 20 km/h gelaufen, obwohl es grade wieder warm geworden war. Die beiden Stuten wurden nach Kräften gekühlt und geführt, damit sich der Puls sicher unter 64 regeneriert. Unterdessen kam kurz danach Natalie Terberova nur wenig langsamer ins Ziel und in weiterer Folge Jasmin Oeding-Rose, Simone Karnelka, Kjell Kiewert und Fabienne Friepes, die alle deutlich langsamer unterwegs waren.
Als erste konnte Anne nach 15 Minuten vorstellen, alles in Ordnung, der zweite Platz war sicher. Ronja ging nun auch in Richtung Gate, als Anne dieses langsam verlies. Der Puls war unten und auch sonst passte alles, Ronja war neue Deutsche Meisterin! Doch Moment, die Freude währte nur kurz. Was war passiert? Die Zeit bis zum Vorstellen war zu lang, 20 Minuten und 18 Sekunden. 18 Sekunden zuviel? Sollte es wirklich an diesem „Wimpernschlag“ scheitern? Ja, Ronja konnte den CEIJYR 120 km gewinnen aber nicht den Titel der Deutschen Meisterin, was für ein harter Schlag. Zumal genau nach dem Zieleinlauf die ersten Monitore und die gesamte Zeitmessung abgebaut wurde. Natürlich hat man selbst die Zeit im Auge, aber war das wirklich nötig? Konnte man damit nicht warten, bis die letzten Reiter im Ziel waren? Viele Fragen und eine unnötig enttäuschte Reiterin und eine neue Deutsche Meisterin, die dies verdient wurde und jeder ihr diesen Sieg gönnte, aber diesen nicht so recht genießen konnte.
Aber nun ging es um den Vizemeister, Jasmin und SAS Enaya waren im Gate und stellten nach 11 Minuten vor, auch hier war alles in Ordnung, damit war ihr der Vizemeister und Platz drei im CEIJYR sicher! Doch wer würde dritter der DJM? Simone Karnelka stellte ihren Pur schon nach 8 Minuten vor, auch hier währte die Freude beim Zieleinlauf nur kurz, Pur hatte metabolische Probleme und musste sofort behandelt werden. Bitter, nach 120 km im Ziel das Aus. Nun hatte Kjell seine Chance, Selmann regenerierte auch nach guten 10 Minuten und präsentierte sich auch in der Untersuchung fit, das erste Mal seit Jahren wieder ein Reiter vorne dabei unter den ganzen jungen Reiterinnen. Und auch Fabiennes Friepes Maya schaffte seit langem wieder den Sprung in die Wertung, für sie war es am Ende Platz vier in der DJM und Platz 5 im CEIJYR. 2,5 Stunden nach den ersten kamen auch die letzten Beiden ins Ziel, Jennifer Pöthen und Selina Freitag von der flachen Nordsee. Beide Freundinnen stellten nach 7 Minuten vor, jedoch war Selinas Sultan im Ziel lahm, auch hier das bittere Aus im Ziel. Jennifers PF Tallos Sky präsentierte sich in bester Verfassung und das bedeutete den Sieg in der nationalen Wertung sowie Platz 6 der DJM.
(14 Starter, 5 in der Wertung)
- Gold: (2. Platz CEI-J-YR**) Anne Wegner mit Aicha Addschawad OX (07:18:28, 16,421 km/h)
- Silber: (4. Platz CEI-J-YR**) Jasmin Oerding-Rose mit Sas Enaya (07:36:31, 15,772 km/h)
- Bronze: (5. Platz CEI-J-YR**) Kjell Kiewert mit Selmann (07:53:24, 15,209 km/h)
- (6. Platz CEI-J-YR**) Fabienne Friepes mit Maya OX (07:56:28, 15,111 km/h)
- (1. Platz CEN-J-YR) Jennifer Pöthen mit Sultan (09:33:20, 12,558 km/h)
- (CEI-J-YR**) Clara Haug mit Zyona OX – ausgeschieden
- (CEI-J-YR**) Marvin Nonnenmacher mit Zaphir – ausgeschieden
- (CEI-J-YR**) Michelle Kiewert mit Balzar OX – ausgeschieden
- (CEN-J-YR) Selina Freitag mit PF Tallos Sky – ausgeschieden
- (CEN-J-YR) Simone Karnelka mit Pur – ausgeschieden
- (CEN-J-YR) Leonie von Arnim mit Krishan – ausgeschieden
- (CEN-J-YR) Yasmin Laufenberg mit Kyros – ausgeschieden
- (CEN-J-YR) Lara Balzer mit Malika Addschawad – ausgeschieden
Best Condition:
- (CEN-J-YR) Jennifer Pöthen mit Sultan
- (CEI-J-YR**) Nathalie Terberova (CZE) mit Joulik de Villeneuve