Seit Wochen kübeln Wassermassen vom Himmel und verwandeln das ganze Land in ein Feuchtbiotop. Die 7. Little-Hill-Distanz steht bevor und könnte zu einer riesen Matschschlacht werden. Doch kurz vorher schlägt das Wetter rapide um – das Thermometer steigt auf 30° und plötzlich wünscht man sich den Regen wieder herbei, den man noch Tage vorher verflucht hat.
Es könnte heiß werden!
Mir ist aufgefallen, dass auf meiner Ritt-Einpack-Liste Regenklamotten stehen, aber keine Sonnenchreme – böser Fehler!
Wir kommen aus der Gegend um Amberg und reisen bereits am Samstag an, da wir keine Lust hatten, Sonntags früh um 1 Uhr auf zu stehen. Nach 3 Stunden Anfahrt durch eine wunderschöne Landschaft, erreichen wir – Navi sei Dank – um 20 Uhr Niederbergkirchen. Die Koppeln liegen am Hang und sollten nur mit 4WDs angefahren werden. Zwar ist die Chance ganz gut, am nächsten Tag wieder dort raus zu kommen, aber momentan waren die Wiesen noch sehr feucht. Nach der Voruntersuchung und der Vorbesprechung lassen wir den Tag langsam entspannt ausklingen.
Sonntag Morgen war kein Wecker notwendig: Kirchenglocke, Hahn, ein traumhafter Sonnenaufgang und eine ankommende Distanzreiterkaravane sagte uns, dass wir auf einem Distanzritt sind und nicht bis in die Puppen pennen können. Beim guten Frühstück machte es Spaß, die üblichen Verdächtigen bei der Anreise zu beobachten. Wie schon in der letzten Zeit, steht auf den Ritten stets der Zeussel Bus und auch den orangen Klingbeil-, oder gelben Elastostep-Hänger kennt man mit der Zeit – ebenso, wie das Kabadiner-Team rund um Tobias Knoll, dass hier in einem großen Aufgebot den Araber-Reitern das Fürchten lehrt 😉
Die Stimmung ist in dem schon fast familiären Kreis rund um Veranstalterin Petra Hutterer ausgezeichnet, auch wenn die hohe Anzahl an teilnehmenden Hengsten immer wieder das Adrenalin hochtreibt.
Dann geht es um 8 Uhr los bei den 62ern, gefolgt von den 31ern um 9 Uhr. Ich hatte mich entschieden, im EFR zu starten, da ich gehört hatte, dass das Geläuf durchaus anspruchsvoll sein soll. Das war es dann auch, viele Passagen waren durch den langen Regen noch sehr matschig, oft mit Wurzeln durchsetzt und auch aufgeschüttete Backsteine und die beliebten Regenrinnen über dem Weg waren nicht ganz ohne. Teils musste man kniehohes Gras auf gut Glück durchqueren und schließlich waren die vielen Gefälle auch nicht ganz ohne.
Die Wegmarkierung war ausgezeichnet und man konnte die Karte verräumen – lediglich die klirrende Sonne konnte das Gehirn so lahm legen, dass man mal eine Abbiegung übersah. Ein neues Erlebnis war für mich und besonders für mein Pferd sicherlich der startende Hubschrauber kurz vor dem Vet-Gate bei 12,5 km.
Für mich war es spannend zu sehen, wie sich Sargasy verhalten würde, nachdem sie bei der Lindenhof-Distanz so ein paar Probleme mit galoppierenden Grüppchen in Augenkontakt hatte. Diesmal startete ich in einer 4er Gruppe an letzter Stelle und das war auch gut so. Nach den ersten Kilometern zerfiel die Gruppe mehr und mehr und es folgten unzählige neue Gruppierungen und Lösungen von diesen, also optimales Psycho-Training für das Pferd.
Letztlich kamen wir gut ins Ziel. Ich waren nicht ganz sicher, ob Sargasy kurz vor dem Zile noch sauber lief, aber es war dann doch mehr die Müdigkeit und Erschöpfung bei der Hitze des Tages und nach einer Abkühlung im angrenzenden Wald, war sie wieder Top in ihrer alten Form und auch die Nachuntersuchung war problemlos.
Insgesamt ist Little-Hill für mich eine gelungene Veranstaltung, eine sehr gute Stimmung, gutes Essen 🙂 und ein abwechslungsreiches, aber anspruchsvolles Geläuf. Wenn es etwas zu kritisieren gab, dann höchstens die späte Siegerehrung bis kurz vor 20 Uhr – wodurch wir erst um 23 Uhr wieder zurück waren – und der verzwickte Anfahrtsweg, aber dafür kann der Veranstalter nichts.
von Christian Lüke