Europameisterschaft im Distanzreiten 2017 in Brüssel / Belgien

Am 17. August 2017 (14.-19. August) fand die Europameisterschaft im Distanzreiten 2017 im Bois de la Cambre in Brüssel (Belgien) statt. Für Deutschland gingen Sabrina, Melanie, Rebecca Arnold und Ursula Klingbeil an den Start.

Sabrina Arnold gewann mit Tarzibus (07:14:52 / 22,531 km/h) und ist Europameisterin im Distanzreiten 2017. Glückwunsch auch an Rebecca Arnold mit Serpa 2 (11:14:46 / 14,521 km/h) zum erfolgreichen Finish.

In der Teamwertung gewann Spanien vor Italien und Schweden. Platz 4 für die Schweiz, Platz 5 für Bulgarien.

Leider konnten Ursula Klingbeil mit Aid du Florival und Melanie Arnold mit Sevinc OX aus Deutschland, sowie Veronika Münger mit Ups du Cavallon und Andrea Amacher mit Rustik d’Alsace aus der Schweiz den Ritt nicht in der Wertung beenden.

 

Ergebnisse:

68 Starter, 33 in der Wertung

  1. Sabrina Arnold (Deutschland) mit Tarzibus (07:14:52 / 22,531 km/h)
  2. Alex Luque Moral (Spanien) mit Calandria PH (07:32:41 / 21,644 km/h)
  3. Angel Soy Coll (Spanien) mit Tonik de Becherel (07:32:42 / 21,643 km/h)
  4. Omar Blanco Rodrigo (Spanien) mit Selif de la Nie (07:50:22 / 20,831 km/h)
  5. Kamilla Kart (Polen) mit For Ferro (08:07:20 / 20,105 km)
  6. Laetitia Goncalves (Frankreich) mit Tam Tam Tokay (08:11:45 / 19,925 km/h)
  7. Allan Leon (Frankreich) mit Spirit de Crouz (08:11:46 / 19,924 km/h)
  8. Carmen Römer (Niederlande) mit Priam des Roches (08:13:40 / 19,847 km/h)
  9. Perrine Campanini (Italien) mit Vega du Clos (08:35:43 / 18,999 km/h)
  10. Sara Henriksson (Schweden) mit Elopolda (08:35:44 / 18,998 km/h)
  11. Tom Macguinness (Irland) mit Sasha d’Aillais (08:47:35 / 18,571 km/h)
  12. Barbara Lissarrague (Schweiz) mit Ainhoa Arkiris (09:09:12 / 17,840 km/h)
  13. Karin Boulanger (Belgien) mit Tawfiq du Courtisot (09:09:13 / 17,840 km/h)
  14. Constanza Laliscia (Italien mit Rok (09:18:21 / 17,548 km/h)
  15. Miriam Mala (Slowakai) mit Spirit (09:24:35 / 17,354 km/h)
  16. Harry Ingram (Großbritannien) mit Warrens Hill Chayze (09:25:54 / 17,314 km/h)
  17. Rachel Atkinson (Großbritannien) mit Tannasg Psyches Realm (09:25:56 / 17,313 km/h)
  18. Jeanette Wilhelm (Niederlande) mit Chatar F (09:25:58 / 17,312 km/h)
  19. Luca Campagnoni (Italien) mit Kida (09:44:01 / 16,777 km/h)
  20. Patricia Schilliger (Schweiz) mit Djoba de Luriecq (09:52:27 / 16,538 km/h)
  21. Gina Saetrang Holby (Norwegen) mit PL Sharif (09:59:44 / 16,337 km/h)
  22. Margarida Oliveira Soares (Portugal) mit Eclipse da Camoeira (09:59:45 / 16,337 km/h)
  23. Romane Yernaux (Belgien) mit Sichen des Sauvlons (10:01:26 / 16,291 km/h)
  24. Rumen Boyanov (Bulgarien) mit Tihawan d’Emmare (10:19:28 / 15,817 km/h)
  25. Denis Furlanski (Bulgarien) mit Pompey (10:25:07 / 15,674 km/h)
  26. Emma Svanang (Schweden) mit TS Coyote (10:26:47 / 15,632 km/h)
  27. Anneli Ohlen (Schweden) mit Min Pontijack (10:26:48 / 15,632 km/h)
  28. Lena Erikkson (Schweden) mit Willy Wonka (10:26:49 / 15,631 km/h)
  29. Ivan Stoichev (Bulgarien) mit Moz (10:31:06 / 15,525 km/h)
  30. Petr Jadlovsky (Tschechische Republik) mit Naomi Dakota (10:58:12 / 14,886 km/h)
  31. Heigo Rohtla (Estland) mit Fatas Zanzibaar (10:58:13 / 14,886 km/h)
  32. Rebecca Arnold (Deutschland) mit Serpa 2 (11:14:46 / 14,521 km/h)
  33. Jeanne Brefin (Schweiz) mit Partiba CH (11:14:47 / 14,520 km/h)

 

Teams

  1. Spanien (22:55:45 – erste 3 Reiter zusammen)
  2. Italien (27:38:05 – erste 3 Reiter zusammen)
  3. Schweden (29:29:19 – erste 3 Reiter zusammen)
  4. Schweiz (30:16:26 – erste 3 Reiter zusammen)
  5. Bulgarien (31:15:41 – erste 3 Reiter zusammen)

 

Startlisten zum Download:

Startliste Einzelreiter

Startliste Teams

 

Ergebnislisten zum Download:

Teams

Einzelreiter

 

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Katalog

 


BRÜSSEL – EUROPAMEISTERSCHAFT IM DISTANZREITEN 2017 

von Christian Lüke

 

Am 17. August war die belgische Hauptstadt Brüssel Veranstaltungssort der Europameisterschaft im Distanzreiten 2017.Zwei Tage später wurde auf der gleichen Strecke zusätzlich die Weltmeisterschaft der Jungen Pferde auf 120 km ausgetragen. Die Beflaggung entlang der Strecke war Schwarz-Gelb-Rot, die Farben der belgischen Fahne, aber auch die Farben Deutschlands! Sabrina Arnold war die überragende Reiterin in Brüssel, auf beiden Wettbewerben stand sie ganzoben auf dem Podest: Europameisterin mit Tarzibus und Siegerin der WM der Jungen Pferde mit Tammam la Lizonne.

 

Die Austragung eines Distanzritt-Championats in einer Großstadt ist selten. Organisiert wurde die diesjährige Europameisterschaft in Brüssel vom ehemaligen belgischen Distanzreiter und jetzigen belgischen Nationaltrainer Pierre Arnould. Nachdem die EM 2015 und WM 2016 in dem slowakischen Šamorín stattfanden, hatte sich sich Arnould für Brüssel als Austragungsort der EM 2017 stark gemacht. Eines seiner Anliegen war es, den Distanzreitsport durch die Großstadtnähe in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, so wie 1994 im Stadtpark von Den Haag, wo Arnould einst mit seinem Pferd Belle bei den WEG den 7. Rang belegte. Nach den Brussels Equestrian Endurance Masters im August 2016 – der erfolgreichen EM-Testveranstaltung – stand Brüssel als Veranstaltungsort der EM in diesem Jahr fest, ebenfalls auch für die WM der Jungen Pferde 2017. Man dufte gespannt sein, wie sich ein solches Großevent mit einer Hauptstadt verbinden lässt.

Für Deutschland konnten sich im Vorfeld vier Distanzreiterinnen für die EM qualifizieren: Rebecca Arnold (Walddorf-Häslach) mit ihrem 10-jährigen Wallach Serpa 2, Sabrina Arnold (Venelles/ Südfrankreich) mit dem ebenfalls 10-jährigen Wallach Tarzibus, Uschi Klingbeil (Buch) mit der 10-jährigen Stute Aid du Florival und Melanie Arnold (Kirchheim-Teck) mit Sevinc OX, der 14 Jahre alten Stute, die bereits dreimal die Deutsche Meisterschaft unter Melanie gewonnen hat. Als Team-Tierärztin begleitete Martina Zink die Mannschaft, Nicolas Hörmann vom DOKR war zusätzlich in Brüssel, um sich als Beobachter ein Bild von unserem Team zu machen.

Die Wahrscheinlichkeit einer oder sogar mehrerer Medaillen für Deutschland unter Equipechefin Annette Nothhaft war hoch, denn sowohl die 4 Starterinnen, als auch die Pferde sind absolut hochkarätig. Allerdings war die Konkurrenz von Weltklasse! Mitdabei waren u.a. Jaume Punti Dachs und Alex Luque Moral, die amtierenden Welt- und Vizeweltmeister. Jaume wusste von Sabrinas Favoritenrolle und hatte Tarzibus im Vorfeld schon genau beobachtet, sogar dessen Mutter gekauft, da er wusste, um was für ein Ausnahmepferd es sich bei Tarzibus handelt! Vor dem Ritt gab es eine gemeinsame Telefonkonferenz und der Plan für den Ritt war der, dass Sabrina mit Tarzibus auf Sieg reitet. Unsere anderen drei Reiterinnen wollten ihren Ritt nach Eigeneinschätzung entsprechend des Leistungsvermögens ihrer Pferdes einteilen, Uschi weiter vorne, Melanie und Rebecca gemeinsam in der hinteren Hälfte, da für sie in dem starken Startfeld die Hoffnung auf eine Einzelmedaille nicht realistisch erschien. Die Top-Teams der Mitbewerber hießen Spanien, Frankreich und Italien.

Melanie und Rebecca, die bereits gemeinsam trainiert hatten, beschlossen, auf Sicherheit zu gehen und zusammen den Ritt in einem soliden Tempo zu reiten. Reiter aus Frankreich, die in Brüssel bereits im Vorjahr am Start waren, empfanden die Strecke als anspruchsvoll und vermuteten, dass bei dieser EM ein Sieg mit etwa 20 km/h geritten wird. So wussten unsere Starterinnen in etwa, welche Geschwindigkeit zu erwarten war. Sabrina war als Einzige der deutschen Teilnehmerinnen schon vor der EM in Brüssel und fuhr die Strecke komplett mit dem Rad ab, um sich Details im Vorfeld einzuprägen.

Zu Beginn des Veranstaltungstages 17. August waren die äußeren Bedingungen ideal, das Wetter war freundlich, trocken, kühl aber nicht zu kalt – ein positives Vorzeichen für eine gute Veranstaltung, einzig die Werbung für die EM durch Pierre Arnould brachte nicht den gewünschten Erfolg. Es gab nur wenige Zuschauer aus Brüssel, aber auch keine für mich sichtbaren Veranstaltungsplakate in der Stadt, die den Weg zum Veranstaltungsort im Bois de la Cambre, dem großen Stadtpark/-wald gewiesen hätten. Für die Trosser bot die Verkehrsführung einer Großstadt samt Einbahnstraßen eine besondere Herausforderung, doch auch dies war letztlich eine Frage der Organisation: Hatte man mehr Helfer, war man besser aufgestellt, aber das sollte auch klar sein, zumal bei einer Europameisterschaft.

Um 7 Uhr gingen die 68 Starter aus den 13 teilnehmenden Ländern auf die 160 km lange Strecke, bestehend aus 5 Loops, die sich zum Teil stark ähnelten, so dass man sie als 2 unterschiedliche Streckenrunden mit leichten Varianten bezeichnen könnte. Ein Großteil verlief in den tiefen Wäldern des Bois de la Cambre, gut bei heißer Witterung. Die Strecke selbst war anspruchsvoll, aber trotzdem sehr schön, so die durchgängige Meinung unserer Teilnehmer. Im steten Auf und Ab ging es durch den Wald, das Geläuf war sehr unterschiedlich: Waldböden, Schotter, teils Sand, aber auch Asphalt und herausfordernde Bordsteinübergänge auf Straßen sowie Hindernisse, z.B. Begrenzungspfosten auf der Strecke. Die Menschen vor Ort waren nicht ausreichend über die Veranstaltung informiert. Auf der Strecke gab es zahlreiche Spaziergänger mit noch zahlreicheren, freilaufenden Hunden, ebenfalls eine Herausforderung an die Reiter, denn die Stadt Brüssel hatte keine Erlaubnis erteilt, diese von der Strecke auszugrenzen – schließlich wollte man auch Zuschauer haben!

Schon am Start formierten sich die Reiter entsprechend ihrer Ziele für den Ritt: Sabrina war im vorderen Feld, Uschi ebenfalls vorne mit dabei, Melanie und Rebecca zusammen im hinteren Drittel. Bewusst vermied es Sabrina von Beginn an zu führen, denn sie wollte die Geschwindigkeit nicht unnötig hochtreiben. So ließ sie den starken Reitern aus Spanien die Führungsrolle, um das Tempo zu bestimmen. Es wurde vom Start weg sehr schnell geritten, denn die Spanier wussten, dass sie nur siegen können, wenn sie Tarzibus alles entgegenhalten, was möglich ist. Sabrina reihte sich zu Beginn in der Mitte der Spitzengruppe ein. Aber bereits nach der ersten, roten 39,5 km-Runde verringerte die hohe Geschwindigkeit mit über 22 km/h die Spitzengruppe auf 12 Reiter. Von diesen Reitern, die fast zeitgleich im Gate ankamen, stellte Sabrina als erste nach nur 1 min. 25 sec Tarzibus vor und übernahm damit die Führung. Uschi, die im hinteren Teil der Spitzengruppe ritt, stellte als neunte vor.

Auf dem zweiten, blauen 37,4 km Loop wurde das Feld mit über 22,5 km/h noch etwas schneller. Zu den elf führenden Reitern zählten neben den beiden Deutschen auch Sabrinas Lebensgefährte Jean Philippe Frances, die Polin Kamila Kart und die komplette fünfköpfige spanische Mannschaft. Für 13 Pferde endete das Rennen nach Loop zwei, darunter auch T´aime de Coeur von Mehrfachchampion Maria Alvarez Ponton.

Das Tempo von über 22 km/h konnte Sabrina, die nun die Spitze anführte, von nun an im weiteren Verlauf des Rittes halten, während der Rest der Spitzengruppe langsam zurückfiel und sich auch noch deutlich verkleinerte. Für Melanie Arnold und Sevinc war nach 77 km wegen Lahmheit leider Schluss. Somit waren für Deutschland noch Sabrina, Uschi und Rebecca auf der Strecke, eine Team-Medaille – sogar Silber – war noch möglich, allerdings war Rebecca nun ohne Mitreiterin Melanie alleine unterwegs.

Am Ende der 4. Runde kam leider auch für Aid du Florival von Uschi Klingbeil das Aus. Das Urteil „Metabolik“ fiel bei Puls 61 in der Re-Inspection durch einen 3er Entscheid der Tierärzte. Es war eine große Enttäuschung für Uschi, denn auf der WM 2016 in Šamorin hatten beide mit knapp 19,5 km/h als beste Deutsche auf Platz 26 gefinisht. Der Traum der Team-Medaille war nun leider geplatzt, aber Sabrina lag immer noch auf Kurs für Einzelgold! In jedem Gate lag Sabrinas Zeit von der Ankunft bis zur In Time bei weniger als 90 Sekunden. So konnte sie im vierten Gate einen Vorsprung von 3,45 Minuten auf ihren letzten Verfolger Alex Luque Moral herausarbeiten.

Unser Feld in Brüssel bestand nun noch aus Sabrina an der Spitze und ihrer Cousine Rebecca, die am Ende des Feldes mit einer Geschwindigkeit von unter 14 km/h versuchte, Serpa 2 sicher ins Ziel zu bringen. Auf der letzten Runde führte sie bereits mit 11 Minuten vor ihrem direkten Verfolger. Sabrina wollte mit Tarzibus in den Trab wechseln, dieser wollte aber unbedingt galoppieren und so überquerten beide mit 18 Minuten Vorsprung als erste nach 07:14:52 und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,531 km/h die Zielline. Auf Platz 2 und 3 lieferten sich die Spanier Alex Luque Moral mit Calandria PH (07:32:41 / 21,644 km/h) und Angel Soy Coll mit Tonik de Becherel (07:32:42 / 21,643 km/h) ein packendes Finish. Rebecca Arnold erreichte mit Serpa 2 Platz 32 (11:14:46 / 14,521 km/h). Von insgesamt 68 Startern, erreichten 33 das Ziel in der Wertung.

Sabrina Arnold gelang mit Tarzibus als erster Deutschen in der Geschichte, eine Europameisterschaft im Distanzreiten zu gewinnen. Nach Silber in Florac ging damit für sie der lange Wunsch, zum Sieg auf einer Europameisterschaft, in Erfüllung. Und dieser riesen Erfolg wurde von Sabrina noch getoppt, denn 2 Tage später gelang ihr auf gleicher Strecke die Meisterleistung, ebenfalls die Weltmeisterschaft der Siebenjährigen in Brüssel mit Tammam la Lizonne zu gewinnen. Hiermit bewies Sabrina zusammen mit ihren Pferden ihre derzeitige Ausnahmestellung. Zweimal ließ sie die gesamte europäische Elite im Distanzreiten hinter sich. Auch Rebecca Arnold brachte mit Serpa 2 eine solide Leistung. Für Serpa, der 7-jährig zu Rebecca kam, ist es bereits der 3. Hundertmeiler in Folge in der Wertung. In der Teamwertung gewann Spanien vor Italien

und Schweden, einem Team, das geschlossen, allerdings mit einer mäßigen Geschwindigkeit von 15,6 km/h das Ziel erreichte. Für die Platzierten gab es neben der Medaille auch eine „Manneken Pis“-Figur als Geschenk – Geschmackssache -aber nicht der Grund dafür, dass es für zahlreiche Teilnehmer nach dem Ritt gleich weiter nach Euston Park ging, der „Konkurrenzveranstaltung“ des HH Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum Endurance Cup Festival im Wettstreit zum HH Sheikh Mansoor Bin Zayed Al Nahyan Festival (Brüssel), also zwischen Abu Dhabi und Dubai: Hier lockten eine top organisierte Veranstaltung, eine sehr attraktive Strecke, aber auch interessante finanzielle Gaben des Veranstalters.

 


IM INTERVIEW: SABRINA ARNOLD

 

CHRISTIAN:

Sabrina, was für eine große Leistung: Zum ersten Mal in der Geschichte geht der EM-Titel im Distanzreiten an eine Teilnehmerin aus Deutschland. Der VDD gratuliert Dir zu dieser großen Leistung mit Deinem Ausnahmepferd Tarzibus.

 

SABRINA:

Vielen Dank, ja ich freue mich sehr über den Sieg, er war mein Ziel für den Ritt in Brüssel, und es hat geklappt.

 

CHRISTIAN:

Und wie es geklappt hat – mit über 22,5 km/h bei einer anspruchsvollen Strecke?

 

SABRINA:

Im Vorfeld hieß es, dass ein Sieg mit ca. 20 km/h zu erwarten wäre. Darauf hatte ich mich eingestellt, allerdings wurde von Beginn an von den Spaniern ein deutlich höheres Tempo geritten, an das ich mich angehängt hatte, obwohl ich kannte jedoch das Leistungsvermögen von Tarzibus, so dass wir kein Problem damit hatten. Aber einige haben sich von dem Tempo mitreißen lassen, denke ich.

 

CHRISTIAN:

Wenn sich die Distanzler darüber freuen, dass Du Gold für Deutschland geholt hast, was denkst Du dann darüber?

 

SABRINA:

Ja ich freue mich, das ist schon so ok. Ich wohne nun inzwischen seit 10 Jahren in Frankreich, fühle mich dort zuhause und reite auch zum großen Teil in dem Land. Der Bezug zum Distanzreiten in Deutschland ist natürlich nicht mehr so groß wie damals, aber ich informiere mich, was so läuft. Ich habe nach wie vor einen deutschen Pass und möchte auch nicht wechseln, das hat aber auch einen kleinen Hintergedanken, denn es ist in Frankreich aufgrund der Leistungsdichte deutlich schwerer in den Kader zu kommen und dort zu bleiben, als in Deutschland.

 

CHRISTIAN:

Wahrscheinlich eine dumme Frage, aber wie schafft man es an Europas Spitze im Distanzreiten?

 

SABRINA:

Dumme Fragen gibt es nicht. Man muss einfach sehen, dass ich den Sport als Profi betreibe. Das bedeutet harte Arbeit, und ein 12 Stunden Arbeitstag ist nicht selten. Wenn man den ganzen Tag auf Pferden sitzt und auch die Möglichkeit hat, viele unterschiedliche Pferde zu reiten, dann bekommt man ein gutes Gefühl für den vierbeinigen Partner. Wir merken auch sehr schnell, welches Pferd großes Potenzial hat, so war es auch mit Tarzibus von meinem Mann Jean-Philippe, der vor vier Jahren zu uns kam oder auch Tammam la Lizonne, dem Siegerpferde der WM der Siebenjährigen in Brüssel. Allerdings hatten wir Glück, dieses Fohlen für meinen 2. Platz in Florac 2011 als Geschenk zu bekommen. Und man darf nicht vergessen, dass ich nun etwa 25 Jahre auf Distanzern unterwegs bin und ca. 40 Hundertmeiler erlebt habe, das sind Erfahrungen, die sehr hilfreich sind.

 

CHRISTIAN:

Was gibt es über Brüssel zu sagen?

 

SABRINA:

Gute Veranstaltung, gute Strecke, nach meiner Meinung vom Start weg anspruchsvolles Tempo, leider etwas wenig Publikum, besonders bei der WM der Siebenjährigen. Insgesamt für mich natürlich die Erfüllung eines ganz großen Traumes mit sogar 2 Siegen. Aber warum sprichst Du mich nicht auf das Thema Doping an, das ist doch eine sehr häufig gestellte Frage. Ich sage Dir dazu, Distanzreiten als Hochleistungssport ist meine große Leidenschaft und das natürlich dopingfrei! Ein sauberer Sport ist meingroßes Anliegen und ich wünsche mir, dass ich es noch erleben kann, dass es in der ganzen Welt so gesehen wird. Ich bin absolut für ein hartes Vorgehen der FEI, z.B. mit Sperren und hohen Geldstrafen gegenüber unfairen Sportlern.

 

CHRISTIAN:

Was denkst Du über den Leistungssport in Deutschland?

 

SABRINA:

Oh, interessantes Thema. Ich sehe Potenzial in Deutschland und eine EM-Medaille halte ich immer für erreichbar, allerdings müsste sich in Zukunft so Einiges ändern – sowohl in den Qualifikationskriterien des DOKR, besonders aber im Miteinander unter den Reitern.

 

 

SABRINA ARNOLD – STATIONEN DES ERFOLGES

Mit dem Sieg bei der Europameisterschaft im Distanzreiten 2017 erreichte Sabrina Arnold ein persönliches, sportliches Lebensziel, die erste Goldmedaille für Deutschland im Distanzreiten: Nach Team-Bronze bei den WEG 2010 in Kentucky und Silber auf der EM in Florac 2011, erreichte Sabrina Arnold in diesem Jahr einen neuen Höhepunkt ihrer Karriere.

 

  • Sabrina reitet seit etwa 25 Jahren Distanzen
  • sie lebt seit 10 Jahren in Südfrankreich
  • derzeitiger 4. Weltranglistenplatz (2013 schon Platz 1)
  • Sabrina ritt ca. 40 Hundertmeiler in die Wertung

 

Auswahl der Erfolge:

 

Deutsche Meisterschaften

1993: Bronze mit Jappeloup de Luze in Wulkau-Ziesar

1994: Bronze mit Jappeloup de Luze in Börger

2001: Gold mit Te Quiero ox in Trendelburg

2007: Bronze mit Madaq in Göttingen-Holzerode

 

Europameisterschaften

2009: 5. Platz und BC: mit Beau ox in Assisi / Italien

2011: Silber mit Beau ox in Florac / Frankreich

2013: 6. Platz mit Saltan 2 in Most, Tschechische Republik

2017: Gold mit Tarzibus 160 km in Brüssel / Belgien

 

Weltmeisterschaften

2001: 3. Platz Jugend-WM mit Te Quiero ox

2006: 11. Platz mit Madaq in Aachen / Deutschland

2010: 16. Platz mit Beau ox in Lexington / USA, Bronze in der Teamwertung

 

Weltmeisterschaften der Jungen Pferde

2016: 1. Platz mit Tsagan Nour in Nègrepelisse / Frankreich

2017: 1. Platz mit Tammam la Lizonne in Brüssel / Belgien

 

 

 

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