Interview mit Lisa Falk

Christian:

Hallo Lisa, jetzt wo sich die Saison dem Ende neigt wage ich dich mit Fragen zu torpedieren, denn ich bekomme ja über Facebook mit, was du für ein Jahresprogramm hast. Ich sehe Jugendförderung, Teilnahme an zahlreichen Ritte – auch „exotische“ Ziele wie Schottland, Veranstaltung von Ritten uvm. Wow, was für ein Engagement! Hast Du jetzt etwas Ruhe oder bist Du schon voll mit der Organisation der Neujahrsdistanz Anfang Januar beschäftigt?

 

Lisa:

Hallo Christian,

wie du in den letzten Tagen gemerkt hast, habe ich eigentlich nie Ruhe, aber das macht nichts. Ich bin eher ein Stress-Junkie, im positiven Sinne.

Meinen Tag gestalte ich so, dass er möglichst effektiv genutzt wird. Familie, Arbeit, meine Tiere, die Jugendgruppen, Veranstaltungen und zu guter letzt unser Haus. Es gibt genug Themen in meinem Leben um sich auszutoben. Bevor ein Pferd nicht gearbeitet wird, schlafe ich lieber ein paar Stunden weniger.

Die Vorbereitung für die Neujahrs-Distanz ist bereits angelaufen. Hier ist es gerade etwas ruhiger. Wenn der Stein des Veranstaltens erstmal ins rollen gekommen ist, rollt er unaufhörlich in einer wohl vorbereiteten Bahn weiter. Dafür habe ich über die Jahre genug Routine entwickelt und ein tolles Team um mich herum aufgebaut, welches mich super unterstützt.

 

Christian:

Bekannt bist du besonders durch die Veranstaltung der Nordseee-Distanz, die dieses Jahr schon zum 13. Mal stattfand. Warum veranstaltest du noch weitere Ritte, reicht dir die Nordsee-Distanz nicht?

 

Lisa:

Die 1. Nordsee-Distanz fand 2007 statt. Damals war es meine Inspiration besser zu veranstalten, als manch andere Ritte ausgerichtet wurden. Leider war ich von einigen Distanzritten sehr enttäuscht und ich habe mir damals gedacht, dass es wenig Sinn macht sich nur auf Internetplattformen darüber aufzuregen.

Es besser zu machen, Leuten Spaß an (m)einer Distanzveranstaltung zu bereiten, das war es, was mich zu diesem großen Projekt bewegte.

Sicherlich kann man nie alle Teilnehmer 100% zufrieden stellen, aber ich denke schon, dass die Nordsee-Distanz einen guten Ruf hat und immer wieder viele Teilnehmer anlockt. Qualität ist gefragt, ohne dass es eingebildet klingen soll, aber so kam ich auch zu anderen Veranstaltungen. Familie Ismer fragte mich zum Beispiel, ob ich den Distanzritt in Ströhen unterstützen und später dann auch komplett übernehmen könne.

In manchen Jahren wird die Nordsee-Distanz auch im Herbst ausgerichtet, das richtet sich nach den Reitern/Fahrern. Wenn im Veranstaltungskalender eine Lücke ist oder es noch Qualifikationen benötigt, unterstütze ich die Distanzreiter- und fahrer gerne.

Diese Lücke sehe ich auch im Winter. Natürlich sollen die Pferde ihre Winterpause haben, aber dass die Neujahrs-Distanz 2016 innerhalb von 2 Stunden nach der Veröffentlichung der Ausschreibung ausgebucht war, spricht für sich. Es gibt einfach auch Winterreiter.

Also nein, eine Nordsee-Distanz im Jahr reicht mir nicht.

 

Christian:

Vor mir liegt das Magazin Distanzreiten Nr. 2, darin gab es einen Artikel über das Distanzcheck-Team Lisa Falk und Dirk Kehl. Das war vor 5 Jahren. Seit dem ist viel passiert, oder?

 

Lisa:

Das Distanz-Check-Team gab es schon vor meiner Zeit und war schon immer Dirks Team. In der Zeit, in der wir ein Paar waren, gehörte ich dazu. Danach nicht mehr.

In den letzten Jahren ist viel passiert, ja. Wo soll ich anfangen und wo aufhören?

Ich kann sicherlich viel Gutes aus dieser Zeit mitnehmen, habe viele Leute kennen gelernt und bin in dem Sport gewachsen. Allerdings kamen wir an einen Punkt, an dem wir gemerkt haben, dass es keine gemeinsame Zukunft geben wird. Wir wollten unterschiedliche Dinge und hatten andere Ziele.

In den letzten 5 Jahren habe ich mein Studium abgeschlossen, die Promotion und eine Arbeitsstelle angetreten, meinen Pferdebestand aufgestockt, Kontakte zu Züchtern aufgebaut, vermehrt ehrenamtliche Arbeiten im Vorstand des Kreisreiterverbandes oder auch im Zuchtverband (VZAP) übernommen, Trainingsgruppen aufgebaut und mich reiterlich fortgebildet.

Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich zwar mit 21 Jahren zum ersten Mal veranstaltet, doch nun, mit 30 Jahren, kann ich sagen, dass ich erwachsen geworden bin.

 

Christian:

Inzwischen bis du sogar glücklich verheiratet?

 

Lisa:

Richtig. Verliebt, verlobt verheiratet. Mein Mann ist kein Reiter und kein Pferdemensch. Er akzeptiert meine Tätigkeiten alle. Er ist für mich der Ausgleich zu diesem intensiven Sport, unterstützt mich mit Rat und Tat bei meinen Veranstaltungen, gibt mir Rückhalt und lässt mich machen. Das ist sehr wichtig.

 

Christian:

Ich lese viel über die Erfolge von euch Mädels an der Nordsee. Erzähl mir mehr darüber? Baust du den Nachwuchs auf, stellst du die Pferde?

 

Lisa:

Meine Familie hat einen recht großen Pferdebestand. Mit meiner Volljährigkeit habe ich die Leitung davon übernommen und seitdem haben wir auch einen festen Bestand an Reitbeteiligungen. Am Anfang habe ich meinen eigenen sportlichen Erfolg in den Vordergrund gestellt und habe nur 1-2 Mädchen nebenbei trainiert. Jedoch wuchs die Nachfrage stark an und so baute sich der Kreis weiter auf. Ich trainiere heute zwischen 8-10 Jugendliche 1:1 und um die 10 Reiter über Trainingspläne in der Ferne. Ehrenamtlich wohl bemerkt.

Die Jugendlichen reiten zum größten Teil auf meinen Pferden. Allerdings habe ich ein für mich funktionierendes Konzept entwickelt, bei dem ich Pferde von Züchtern aufnehme und sie auch von meinen Reitbeteiligungen reiten lasse. In Absprache natürlich. Ich gebe ihnen Unterricht und trainiere sie. So kann ich diese Anzahl an Pferden und Jugendlichen im Sport laufen lassen und es ist keine Seltenheit, dass wir z.B. mit 6 Pferden zur Heide-Distanz fahren. Dabei ist es bei mir absolut keine Massenabfertigung. Jeder Reiter und jedes Pferd bekommt seinen individuellen Trainingsplan. Alles wird genau abgesprochen und durchdacht.
Alles eine Frage der Organisation und des Managements.

 

Christian:

Erzähle mir etwas über die Nordsee-Distanz. 13x fand sie bislang statt, ist ein Ende in Sicht oder wirst du sie weiter bis ins hohe Alter veranstalten 😉 Hast du einen Großteil von Stammstartern oder ist das Starterfeld jedes Jahr komplett neu?

 

Lisa:

Bislang ist kein Ende in Sicht. Das Veranstalten bereitet mir viel Freude und solange alles klappt, wird es so bleiben. Bei 100-140 Nennungen pro Veranstaltung gibt es natürlich auch einen großen Teil an Stammteilnehmern, ich versuche jedoch auch immer wieder Neulinge auf die Strecke zu bekommen. Im April waren von 120 Startern 18 Neulinge und 60 erfahrene Distanzreiter, die zum 1. Mal an der Nordsee waren.

 

Christian:

Dieses Jahr gab es 2x die Nordsee-Distanz – Anfang April und im August zusammen mit dem Championat junger Pferde im Distanzreiten, wie kam es dazu, wie war die Veranstaltung?

 

Lisa:

Einhergehend mit dem Streben sich stetig zu verbessern, gehört das Aufsteigen dazu. Die Höhe des Aufstiegs wird von jedem individuell festgelegt.

Ich selbst hatte in den letzten Jahren oft junge Pferde im Training und strebte die Teilnahme am Championat an. Jedoch ist es schwierig für uns Flachländer die Pferde für bergige Veranstaltungen wie Nörten-Hardenberg, Bitz oder Babenhausen vorzubereiten. Also habe ich die Veranstaltung zu uns geholt.

Das Championat junger Pferde hatte, laut dem Präsidium, sein größtes Teilnehmerfeld, seit es das CJP gibt. Das flache Geläuf und der Ruf der Nordsee-Distanz lockte die Teilnehmer selbst aus Bayern zu uns. Zwar konnte ich selbst nicht mitreiten, aber fünf meiner Pferde laufen lassen.

Die Veranstaltung war schön, aber der Championatscharakter machte sie eine Spur schärfer und anstrengender als einen normalen Distanzritt. Einen Veranstaltungsbericht von mir gibt es auch in der aktuellen DA.

 

Christian:

Wie war es im Juni in Schottland zu reiten? Hört sich nach großem Abenteuer an? Wodurch hast du von dem Cairngorn 100 erfahren? Was ist die Faszination des Rittes?

 

Lisa:

Während ich das CJP als meinen Veranstaltungshöhepunkt wählte, wollte ich reiterlich ins Ausland. Dabei schwebte mir etwas vor, was ich noch nicht kannte. Also nicht das unmittelbare Ausland in dem ich schon war. Der Cairngorm100 wurde auf Facebook beworben.

Ich nahm Kontakt mit der Veranstalterin auf und so fing das Abenteuer an. Ein ¾ Jahr Vorbereitung gehörte dazu. Die Pferde mussten dafür trainiert und qualifiziert, das Sparschwein gefüllt und alle nötigen Kontakte geknüpft werden.

Für mich war es ganz schön spannend. Meinem fleißigsten Nachwuchsmädel schenke ich 14 Tage Schottland zu Weihnachten und so fuhren wir zu zweit, mit zwei Pferden ins unbekannte Land. Ich hoffte, alle Formalitäten erfüllt zu haben, dass wir keine Probleme mit der Fähre bekommen würden und das keine Panne mit dem Auto bevor stand.

Wir kamen bei einer schottischen Distanzfamilie unter, die uns und zwei weitere Trosser beherbergte. Sie waren wirklich sehr nett, zeigten uns viel in Schottland und erklärten uns, wie das Distanzreiten bei ihnen funktioniert. Sie fuhren zu den gleichen Ritten wie ich und nahmen uns mit nach Seacliff und zum Cairngorm100.

Schottland hat viele faszinierende Seiten. Das Klima, die Landschaft, die Menschen und unglaublich viel Geschichte.

Beide Ritte waren ein Abenteuer für sich. Einen Bericht darüber hast du ja schon auf deiner Seite veröffentlicht.

Für 2017 habe ich die Kinder der schottischen Gastfamilie eingeladen. Ich werde ihnen ein paar Ritte in Deutschland zeigen, unter anderem die DM in Neustadt-Dosse.

 

Christian:

Eine etwas indiskrete Frage, ich weiß nicht ob es dir unangenehm ist oder gerade eben nicht: Du hast etwas geschafft, das für einen Großteil der Betoffenen so gut wie unmöglich erscheint: Abnehmen und zwar nicht 1-2 Kilo, sondern so richtig. Das finde ich unglaublich toll und ich bewundere deinen Willen und dein Durchhaltevermögen oder die innere Stärke! Wie kam es dazu, was war der Auslöser? Hast du einen Tipp, wie man so etwas schafft?

 

Lisa:

Über die Jahre haben sich viele Kilos angesammelt. Zum einen hatte ich Probleme mit der Schilddrüse, zum anderen habe ich einfach zu ungesund gelebt.

Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mir selbst gesagt habe, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ich kann nicht alles in meinem Umfeld perfektionieren, nur mich selbst nicht.

Also bin ich zu einem Arzt gegangen und er hat Ernährungspläne mit mir aufgestellt. Vor genau einem Jahr fing ich damit an und habe bis jetzt 40kg abgenommen. Ich bin noch nicht ganz fertig, aber fast. Danach kommt eine fast noch wichtigere Phase: die Erhaltung.

Wichtig ist dabei immer die Verfolgung eines Ziels. Für mich war es der CEI in Schottland. Nun gibt es das nächste Etappenziel.

 

Christian:

Erzähl mit über die Lisa Falk 2017, was sind Deine Pläne?

 

Lisa:

Für 2017 habe ich mehrere Sachen auf dem Kalender stehen.

Ich möchte zum Beispiel an der DM teilnehmen, noch 3 weitere Pferde mit zur DJM nehmen, vllt. meiner Einladung zum Tevis Cup nachkommen und einen Ritt in Dänemark gehen.

Veranstaltungstechnisch wird es wieder die Neujahrs-Distanz, die Nordsee-Distanz und Ströhen geben. Außerdem wird es noch eine neue Veranstaltung geben, doch dazu 2017 mehr!

 

Lisa Falk 2016, Foto: Franziska Falk

Lisa Falk 2016, Foto: Franziska Falk