„Es geht doch nur um die Goldene Ananas“ oder: wehe, wenn ein Gewitter kommt….
(von Christian Lüke)
„Die „Goldene Ananas“ ist der umgangssprachliche Ausdruck für einen real nicht existierenden Preis. Der Begriff wird überwiegend für Sportereignisse verwendet … . So werden als Spiel um die goldene Ananas Begegnungen bezeichnet, deren Ausgang … nicht relevant ist, weil die Entscheidungen … bereits vor der Partie gefallen sind. Während der Begriff zum einen die Bedeutungslosigkeit dieses Spiels unterstreicht, hat er zum anderen aber immer auch eine abwertende Konnotation für die Beteiligten.“ Quelle: http://de.wikipedia.org
Der Sonnenaufgang am Samstag Morgen kündigte einen perfekten Frühsommertag an.
Wie bereits an den Vortagen wird es vermutlich angenehm warm, mit wolkenlosem blauen Himmel. Ein idealer Tag für einen Einführungsritt: Die 1. Trans Alb
über 39 km ist der Name einer Erstveranstaltung, die ihren Weg durch die wunderschöne, leicht hügelige Landschaft der Hersbrucker- und Oberpfälzer Alb östlich von der Frankenmetropole Nürnberg zieht. Zum ersten Mal wird in dieser Gegend ein Distanzritt veranstaltet und so gab es circa 40 Nennungen. Auch zahlreiche Teilnehmer waren dabei, die noch nie, oder auch schon lange nicht mehr, an einem Distanzritt teilgenommen haben. Auch wenn es bei Einführungsritten keine Platzierung gibt, sondern lediglich eine Einstufung in Leistungsklassen, so ist doch gerade ein solcher Ritt von großer Bedeutung für die Reiter, die selten oder sonst nie an Distanzritten teilnehmen. Schließlich soll ein solcher Einführungsritt den Appetit an dem Distanzreitsport steigern und somit auch den Sport durch neue Teilnehmer stärken.
Um 9.30 Uhr gingen die ersten Reiter auf die Strecke. Bei bestem Wetter absolvierten die Teilnehmer den Rundkurs und bereits um 13.13 Uhr überquerte Barbara Zeußel mit ihrem 5-jährigen Hengst Midar mit der zugleich schnellsten Rittzeit die Ziellinie. Nach und nach folgten weitere Gruppen, mit dabei auch die Bayerische Meisterin Verena Glück, Nicola Ohnemus und viele andere. Alle bestätigten, dass es ein gelungener und perfekt organisierter, wenn auch für einen Einführungsritt anspruchsvoller Ritt gewesen sei.
Die Nachuntersuchungen waren bereits voll im Gange, als sich gegen etwa 15.30 Uhr ein gewaltiges „schwarzes Brett“ am Himmel von Osten näherte und absehbar war, was kommen sollte. Der Veranstalter machte die Teilnehmer darauf aufmerksam, für den Fall des Gewitters Vorkehrungen zu treffen und die Pferde gegebenenfalls in die Hänger zu führen. Der Regen setzte ein und auch die letzten Reiter erreichten gegen 15.50 Uhr das Ziel. Aus dem anfänglichen Regen wurde ein Unwetter größeren Ausmaßes und jeder versuchte, sich schnellstens in Sicherheit zu bringen. Die Nachuntersuchung durch Walter Fehl wurde vorübergehend eingestellt, da der Vet-Bereich inzwischen unter Wasser stand und der starke Regen eine Fortführung der Nachuntersuchung im Freien unmöglich machte.
Das Gewitter wurde immer heftiger, ein Stromausfall sorgte zusätzlich noch für Probleme bei der Rittauswertung. Die Atmosphäre unter den Teilnehmern wurde sichtlich gereizt. Viele Pferde standen trotz mehrerer Decken komplett durchnässt zitternd in den Paddocks und es stellte sich die Frage, ob diese Situation für das Wohlbefinden der Tiere noch zu verantworten sei. Auch die Sicherheit der Pferde war durch das heftige Gewitter nicht mehr gewährleistet. Auf Nachfrage beim Tierarzt, der am Ort der Nachuntersuchung im Fahrzeug ausharrte, kam die Antwort, dass ein Abbruch sicherlich empfehlenswert sei. Als der Veranstalter die VDD-Regionalbeauftrage in diesem Moment telefonisch leider nicht erreichen konnte und eine Entscheidung in dieser Situation notwendig war, brach der Veranstalter den Ritt an dieser Stelle ab und sagte den Reitern, sie sollen ihre Pferde in Sicherheit bringen und verladen. Eine Siegerehrung wird es an diesem Tage wetterbedingt nicht geben und die Teilnehmer sollen die Heimfahrt antreten, denn zu dem Zeitpunkt gab es keinen Hinweis auf Wetterbesserung.
Die Folgen für die Teilnehmer, die auf Weisung des Veranstalters den Ritt ohne Nachuntersuchung verlassen haben, war zu diesem Zeitpunkt ungewiss. Das VDD-Reglement sieht hierfür eine Disqualifikation vor, denn der Ritt endet erst mit der durchgeführten Nachuntersuchung. Es begann die Zeit der Ungewissheit. Zwecks Lösung der Problematik wurde vom Veranstalter eine Anfrage an das VDD-Präsidium gestellt.
Im ehemaligen Schlaupferd-Forum wurde fleißig diskutiert. Während der Großteil der Reiter die Meinung vertrat, dass es für solche Ausnahmesituationen eine Ausnahmeregelung geben müsse, standen z.B. Franziska Koppe und Petra Lutley als erfahrene Rittveranstalterinnen auf der Seite, dass hier nach Reglement entschieden werden müsse. „Wenn der VDD in dieser Situation eine Ausnahme machen würde, wäre es nicht abzusehen, was auf zukünftigen Veranstaltungen passieren würde, wenn ein stärkerer Regen einsetzt. So könnte sich jeder Veranstalter auf diese exemplarische Entscheidung berufen und ebenfalls seine Veranstaltung abbrechen mit der Folge, dass dort ebenfalls alle Teilnehmer – auch ohne Nachuntersuchung – den Ritt erfolgreich absolviert hätten.“
Eine schwierige Entscheidung für den VDD und das Ergebnis, verkündet durch Miriam Lewin, lautete: Der Ritt kann für die Teilnehmer ohne Nachuntersuchung leider nicht gewertet werden. So haben Maryke und Annemarie Becker, Nadine Messerschmidt und Michael Geist die 39 km zwar hinter sich gebracht und das Ziel erreicht, jedoch können sie sich die gerittenen Kilometer nicht ihrer persönlichen Kilometerlebensleistung anrechnen. Ob das wichtig ist, oder nicht, muss jeder Reiter für sich selbst entscheiden. Michael Geist nimmt es sportlich und findet Zahlen in Tabellen uninteressant.Das Zitat „es geht doch bei einem EFR um den Gewinn der goldenen Ananas“ wurde in dieser Zeit öfters geäußert und ist einerseits sicherlich richtig, jedoch wäre die Anrechnung der Kilometer, gerade bei diesem EFR, ein guter Entscheid zur Motivation für die Teilnehmer dieser „unwichtigen Veranstaltung“ gewesen.
Fazit für die Zukunft: Susanne Güldenpfennig-Hinrichs vom VDD empfiehlt Veranstaltern in Situationen, in denen eine akute Gefahr für Reiter und Pferde besteht, die Veranstaltung zu beenden, denn die Rechtslage ist für den Fall der Fälle, wenn ein Unheil geschehen sollte (siehe auch Zugspitzlauf) nie eindeutig …
Ergebnisse
33 Starter, 29 in der Wertung
LK1:
- Barbara Zeußel mit Midar, 03:13:00, 12,12 km/h
- Andrea Pütz mit Khamaal, 03:21:00, 11,64 km/h
- Anna Weickert mit Laayoune, 03:21:00, 11,64 km/h
- Bernd Schmid mit Pisa, 03:25:00, 11,41 km/h
- Stefan Steigerwald mit Morees, 03:34:00, 10,93 km/h
- Michael Geist mit Sargasy, 03:34:00, 10,93 km/h
- Susanne Fehl mit Chint, 03:35:00, 10,88 km/h
- Alexandra Scharrer mit Valina, 03:35:00, 10,88 km/h
- Katharina Heidbrecht mit Aragorn, 03:37:00, 10,78 km/h
- Joachim Mayer mit Pontiac, 03:37:00, 10,78 km/h
- Jonathan Mayer mit Ryan S, 03:37:00, 10,78 km/h
- Dörthe von Stemmen mit Dalia, 03:39:00, 10,68 km/h
- Annemarie Becker mit Scherer el Samawi, 03:43:00, 10,49 km/h
- Maryke Becker mit Tirana Trepetnaja, 03:43:00, 10,49 km/h
- Constanze Schlotz mit Fort William, 03:46:00, 10,35 km/h
LK2:
- Nicola Ohnemus mit Georgia, 03:47:00, 10,31 km/h
- Saskia Wachberger mit Prima, 03:47:00, 10,31 km/h
- Verena Glück mit Khalef, 03:58:00, 9,83 km/h
- Heidi Hofmann mit Mirandolin, 03:58:00, 9,83 km/h
- Annika Greul mit Max, 04:07:00, 9,47 km/h
- Ingrid Heinzl mit Rockdancer, 04:12:00, 9,29 km/h
- Stephanie Weber mit Sukran, 04:12:00, 9,29 km/h
- Ursel Mühlbauer-Wrosch mit Antheniu, 04:12:00, 9,29 km/h
LK3:
- Anja Buchta mit Shakira, 04:28:00, 8,73 km/h
- Simone Jaretze mit Picasso, 04:28:00, 8,73 km/h
- Sabine Schmitt mit Mona Lisa, 04:28:00, 8,73 km/h
- Nadine Messerschmidt mit Salima del Gavilan, 04:31:00, 8,63 km/h
- Laura Meister mit Altynka, 05:02:00, 7,75 km/h
- Bernd Güthlein mit Moyra, 05:03:00, 7,72 km/h