Erfolgstrilogie Teil 2 – Ein Mosaik

von Belinda Hitzler

 

Der Reiter: Er muss genauso fit und sportlich sein, wie sein Pferd. Foto: Helga Hörmann

Der Reiter: Er muss genauso fit und sportlich sein, wie sein Pferd. Foto: Helga Hörmann

 

Erfolg – wie kommt man dahin?

Erfolg, was ist das? Wie definieren wir erfolgreich Distanzreiten? Ist Erfolg wirklich nur, möglichst nah an die Weltspitze zu kommen … für die meisten ist es sicherlich wesentlich mehr. Aber hier möchte ich allgemein beschreiben, was mich persönlich zum Erfolg führt.

Der Weg 

Der Weg zu höheren Klassen und guten Platz-ierungen wird meines Erachtens durch mehrere Faktoren und Umstände bereitet, dies sind auf jeden Fall ein sportlicher und guter Reiter, ein fittes und talentiertes Pferd, ein erfahrenes Team dahinter, ich möchte noch nicht einmal von Geld und Zeit sprechen. Dann braucht man auch ein bisschen Glück, viel Fingerspitzengefühl, Disziplin, Mut und Wissen.

Der Reiter 

Warum sehe ich das so? Nun meiner Meinung nach muss ein Reiter genauso fit und sportlich sein, wie sein Pferd, um zu verstehen, aber auch um zu respektieren, was es leisten muss. Auch sollte er in der Lage sein, seinen vierbeinigen Kameraden während der gesamten Streckenlänge optimal zu entlasten, die Pferde danken es durch mehr Durchhaltevermögen und weniger Ausfall, verursacht durch falsche oder einseitige Belastung.

Reiterliches Können ist ebenso gefragt, nicht nur, weil es einfach schöner aussieht, wenn jemand gut reitet, sondern weil er seinen Vierbeiner in jeder Situation unter Kontrolle haben sollte, das ist vor allem beim Massenstart mit vielen Pferden äußerst wichtig. Sonst ist jede Taktik zwecklos, jedes Pferd rennt mit den anderen mit, wie schnell, das ist Einteilungssache vom Reiter.

Die eigene sportliche Erfahrung des Reiters spiegelt sich auch in der Vorbereitung des Pferdes auf einen Wettkampf wider, denn auch ein Reiter muss wissen, was er mit den verschiedenen Trainingsarten bewirken kann. Training heißt auch Risiko, das darf man nicht vergessen und Pferde können nun mal nicht reden.

Ein weiterer Baustein auf dem Weg zum Erfolg ist sicherlich auch das Gefühl des Reiters und die nervliche Stärke. Wer z.B. auf einem Championat die Nerven verliert, stört nicht nur das Team, sondern auch sein eigenes Pferd.

Es reicht also nicht nur, ein gutes Pferd zu haben, sondern man muss es auch reiten können und den Mut haben, im Rahmen des Möglichen, Leistung zu fordern!

Das Pferd

Wie oben bereits erwähnt, sollte auch das Pferd das Talent haben, um lange Strecken in einem gewissen Tempo bewältigen zu können. Das heißt nicht, dass man sich nun ein teures Pferd in Frankreich kaufen muss, ich bin der Meinung, wir in Deutschland haben sehr gute Pferde, was bei den Weltreiterspielen in Kentucky bestätigt wurde. Der Reiter muss die Stärken und Schwächen des jeweiligen Pferdes erkennen und entscheiden, wie er es vorbereitet und wie und wo er es einsetzt.

Entscheidend ist sicherlich der Aufbau des Pferdes, je jünger, öfter und schneller ein Pferde auf Ritten eingesetzt wird, umso größer ist die Verletzungsgefahr und der Verschleiß. Ich bin eher für konstanten und schonenden Aufbau und kontinuierliche Steigerung. Die Pferde bleiben lange gesund, leistungsbereit und vor allem mit Freude und Biss: Shagar ist zum Beispiel 7-jährig seinen ersten Ritt über 60 km gegangen, heute ist er 17 Jahre alt und top fit.

Das Team

Für mich ist das Team wahnsinnig wichtig auf dem Weg zum Erfolg, das sind die Leute, allen voran der Partner, die einen unterstützen und Kraft und Sicherheit geben und nicht nur beim Wettkampf, sondern schon im Vorfeld zu Hause. So, dass sich der Reiter auf sein Pferd und den Ritt konzentrieren kann.

Zu diesem Team gehören bei mir natürlich mein Mann, mein Hufschmied, meine Osteopathin und Physiotherapeutin für mich und meine Pferde sowie meine Freunde, die mich betreuen, den Rücken frei halten und vor allem, bei all dem Druck, trotzdem Spaß haben.

Wenn man nun erfolgreich an einer Europa- oder Weltmeisterschaft teilnehmen möchte, kommt noch der Baustein Teamfähigkeit dazu. Sich einzuordnen, eigene Ziele eventuell etwas zurückzusetzen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dies erfordert viel Disziplin und Anpassungsfähigkeit. Bei den Weltreiterspielen in Kentucky war es nicht nur die Erfahrung, die uns aufs Treppchen gebracht hat, sondern Disziplin und Einigkeit, jedenfalls von den meisten Reiterinnen, auch wenn sie nicht im Team waren. Das hat uns stark gemacht und mitunter auch alle ins Ziel gebracht mit einer Teammedaille.

Wie man sieht ist für mich die Basis für Erfolg im Allgemeinen und auch nicht im Speziellen, nur von einem Faktor abhängig, sondern es bildet ein Mosaik, das den Weg nach oben ebnet und vielleicht auch ein Stück weit sichert.

Ich möchte mir nicht anmaßen, meine Reiterkollegen und Kolleginnen namentlich zu analysieren, jeder hat sicherlich einen anderen Weg. Wichtig ist nur, dass sich die Distanzreiter in Deutschland so weiter entwickeln und noch viele Medaillen gewinnen werden.