Interview Distanzcheck-Dreamteam: Dirk Kehl und Lisa Falk

Man könnte ihn als Distanzsportaktivisten bezeichnen, den 46-jährigen Berufs-Feuerwehrmann Dirk Kehl aus Bochum. Mit seinem langjährigen Engagement im und ums Distanzreiten hat er bereits viel bewegt.

 

„Mensch gegen Tier“ (Franziska Falk, Lisa Falk und Dirk Kehl), Foto: Johanna Schmidt

„Mensch gegen Tier“ (Franziska Falk, Lisa Falk und Dirk Kehl), Foto: Johanna Schmidt

 

Auch selbst saß er im Sattel: sein erster Distanzritt war die Engdener Wüste 1999. Bis heute hat er ca. 1000 km in der Wertung erritten, darunter Distanzritte bis LDR. Sein aktuelles Pferd Sultan, ein Appaloosa-Mix, wurde bisher erfolgreich auf Distanzritten bis 80 km vorgestellt und ist Anwärter für die DJM in Nörten-Hardenberg 2011.

Unterstützt wird er auch durch seine 24-jährige Partnerin Lisa Falk, Studentin aus dem Wangerland bei Jever. Die beiden lernten sich 2005 über das Distanzreiten kennen und wurden ein Jahr später ein Paar. Auf dem Hof ihrer Eltern versorgt sie gemeinsam mit ihrer Großfamilie die Pferde, darunter fünf eigene, die auch alle im Distanzsport aktiv sind. Ihren ersten Distanzritt bestritt sie bereits 1999. Seit 2005 startete sie mit ihren drei selbst gezüchteten Arabern und so kamen in sechs Saisons 4000 km in der Wertung zusammen. Ihr Erfolgspferd ist Gameboy, der bereits auch international lief und Lisas Traumpferd ist.

 

Hallo Dirk, hallo Lisa. Was bedeutet für Euch Distanzreiten und wie seid Ihr zu diesem schönen Sport gekommen?

Dirk Kehl: Zwei Einsteller in meinem Pensionsstall sind zu einem Distanzritt gefahren und fragten mich, ob ich nicht mitkommen wolle. Von den Beiden inspiriert, fing ich an, meine Pferde zu trainieren und wurde vom „Distanzvirus“ erfasst. Seit 1999 bin ich aktiv dabei.

Lisa Falk: Meinen ersten Distanzritt bestritt ich vor 10 Jahren. Damals hat mich eine Bekannte mitgenommen und von da an ritt ich ca. 1-2 Distanzen im Jahr. Distanzreiten ist ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben. Ich liebe das Reisen zu den Ritten, das Treffen der vielen Menschen und die Zweisamkeit mit dem Pferd.

 

Dirk, Du setzt Dich schon sehr lange sehr aktiv für den Distanzsport ein: Du warst Regionalbeauftragter, Du hast das Distanzcheckteam (DCT) gegründet und betreust das „Distanzforum“. Warum und wann hast Du das DCT gegründet?

Dirk Kehl: Das Distanzcheckteam gibt es seit 2001. Ich wollte eigentlich in Wermelskirchen an einem Ritt teilnehmen, konnte aber dann doch kurzfristig wegen einer Verletzung meines Pferdes nicht starten. Als ich beim Veranstalter absagte, meinte dieser dann, dass ich, bei Interesse, auch zum Helfen kommen könnte. Da die Planung vorsah, dass ich sowieso einen Anhänger zum Ritt fahren sollte, nahm ich das Angebot an. Ich wurde damals sehr gut von Klaus Gülden eingearbeitet und fand Spaß daran. Da sich die Verletzung meines Pferdes hinzog, half ich wiederholt bei anderen Ritten. Irgendwann kam ich dann auf die Idee mit dem DCT, weil ich sah, dass es meistens zu wenig Helfer bei den Ritten gab.

 

Welche Leistungen umfasst das DCT neben dem Meldestellenservice und der Pausenorganisation? Kann man sich dort als Interessierter beteiligen?

Dirk Kehl: Das DCT kümmert sich um eine originelle Organisation, übernimmt aber auch Schwerpunkte wie die Meldestelle, Vor- und Nachuntersuchungen, Vet-Check, Vet-Gates, Pausen, Radarfallen und hilft bei der Auswertung des Distanzrittes. Ja, wir sind immer auf der Suche nach neuen Helfern, die hinter die Kulissen eines Distanzrittes schauen wollen oder aktiv bei uns helfen möchten. Ab und an bieten wir auch Pulshelferlehrgänge zusammen mit einem Distanztierarzt an.

 

Neben den Distanzritten, auf denen Du, Lisa, selbst an den Start gehst, unterstützt Du Dirk auch im DCT. Du bist sicherlich viel unterwegs, oder?

Lisa Falk: Dirk leitet ja das DCT, mit dem wir in der Saison auf etwa fünf bis sechs Ritten vertreten sind. Außerdem reite ich nicht nur selbst und veranstalte die Nordseedistanz, sondern trosse auch zusammen mit der Tierärztin Claudia Zerlik den Sattler Bernd Theine. Er ist im A-Kader und war Reservereiter für Kentucky. Mit ihm waren wir 2010 zum Beispiel beim Championatsritt in Compiégne und dem Entscheidungsritt für Kentucky in Gothar. Du siehst, von März bis Oktober bin ich an keinem Wochenende zu Hause!

 

Dirk, Du warst viele Jahre Regionalbeauftragter vom Rheinland. Was fordert solch ein Ehrenamt und an was denkt man besonders gerne zurück?

Dirk Kehl: Es erfordert zunächst einmal Zeit, viel Zeit und Geduld. Manche Wünsche von Veranstaltern sind nicht reglementskonform und Kompromisse müssen gefunden werden. Manchmal dauert es eine Weile, bis man einen Konsens gefunden hat. Besonders gerne denke ich an die Zeit als Regionalbeauftragter mit meiner Stellvertreterin Bettina Schindler zurück und an viele schöne Distanzritte, die ich mitorganisiert habe.

 

Mit dem Distanzforum bietest Du nun seit einigen Jahren eine Plattform, die für etliche Reiter nicht mehr wegzudenken ist und auch viele Neulinge an den Sport führt. Wie lange gibt es das Distanzforum schon? Wieviel Arbeit steckt dahinter, ist ein Erhalt des Forums durch die Werbeeinnahmen und Spenden gesichert?

Dirk Kehl: Das Distanzforum gibt es seit 2002. Zunächst zusammen mit Sian, doch nach einer Weile ging es an mich über. Es steckt viel Arbeit in dem Distanzforum. Stets muss alles auf dem aktuellsten Stand sein. Dies erfordert Hintergrundwissen und viel Zeit. Als Webmaster muss ich z.B. auch einschreiten, bevor es bei Postings zu rechtlichen Problemen kommt. Zusätzlich fallen Arbeiten wie die Wartung und Updates der Server an. Durch die Werbeeinnahmen und die jährliche Unterstützung vieler Mitglieder ist der Erhalt des Distanzforums und Distanzchats gesichert. An dieser Stelle meinen allerliebsten Dank an die Spender, die uns immer wieder unterstützen. Dieser gilt ebenfalls den Firmen und Organisatoren, die Werbung bei uns schalten und an unsere beiden Hauptsponsoren Nösenberger und RoFlexs.

 

Wie schafft Ihr es neben Beruf und den eigenen Pferden alles unter einen Hut zu bekommen? Hat man dann selbst noch Lust zu reiten oder fehlt dafür die Zeit?

Dirk Kehl: Das ist nicht immer so einfach. Durch meinen 24-Stunden Schichtdienst habe ich aber relativ viel Freizeit. Trotzdem ist die Freizeit eigentlich immer zu wenig, um alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Manchmal fehlt einfach die Zeit und der Antrieb. Da ich vor drei Jahren am Knie operiert wurde, geht das Reiten noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Ich habe zum Glück eine sehr nette Reitbeteiligung, die meinen Sultan auch auf Distanzritten reitet. Lisa unterstützt und hilft mir ebenfalls bei der Versorgung und nimmt Sultan zu Distanzritten mit.

Lisa Falk: Ich habe eine konstante Anzahl an jugendlichen Reitbeteiligungen, die mir bei der Stallarbeit helfen. Als Gegenleistung dürfen sie mich im Training begleiten und mit diesen Pferden dann auch an Wettbewerben teilnehmen. Im Sommer stehen die Pferde gänzlich draußen, da bleibt dann wieder mehr Zeit fürs Reiten.

 

Die Nordsee-Distanz hat sich mittlerweile als fester Termin für etliche Reiter etabliert, was ist Euer Erfolgsrezept?

Lisa Falk: Im Galopp am Strand entlang zu reiten – ein wahrer Kindheitstraum. Da ich unmittelbar an der Küste wohne, habe ich die Möglichkeit, diesen Traum wahr werden zu lassen. Das Erfolgskonzept ist wohl auf die Liebe zum Detail zurückzuführen. Dirk und ich sind fast jedes Wochenende auf Distanzritten unterwegs. Er hat mit seinem DCT bereits etliche Ritte betreut bzw. besucht und ich bin auf beinahe 100 Ritten gestartet. Wir haben viele positive, aber auch eine Menge negative Erfahrungen gesammelt. Im Vorfeld haben wir alles aufgelistet, was uns wichtig ist und sogar Umfragen gestartet.

 

Warum sollte man bei Euch starten und was erwartet die Reiter?

Lisa Falk: Bei der Teilnahme an der Nordsee-Distanz erwartet die Reiter so einiges: Ein weitläufiger Veranstaltungsort, sanitäre Anlagen, eine Vorbesprechung mit Beamer, eine einzigartige Meldestelle im Richterturm und der Zieleinlauf auf der Rennbahn. Hier kann ein richtig tolles Finish geritten werden. Zur Siegerehrung gibt es eine pralle Tüte voller Sponsorenpreise für jeden Teilnehmer. Die Strecke ist sehr gut markiert und zudem simpel gestaltet. Ein Verreiten wird daher beinahe ausgeschlossen.

 

Mit Lisa hast Du eine Partnerin gefunden, die viel Verständnis für deine „Einsätze“ im Distanzsport hat und zudem mit Dir zusammen die Nordseedistanz ausrichtet. Wie ist es, selbst zu veranstalten und hat man im Hinblick auf die langjährige Tätigkeit im DCT den „Plan von der perfekten Veranstaltung“ und wie sieht der aus?

Dirk Kehl: Mit Lisa habe ich aber nicht nur eine Partnerin gefunden, die mein Hobby teilt, sondern auch eine Partnerin fürs Herz. Sie fungiert oft mit als Helferin im DCT. Es ist was anderes, einen Distanzritt selbst auszurichten, als „nur“ zu helfen.

Es gibt Dinge, an die man aus normaler Helfersicht überhaupt nicht denkt. Die meisten Sachen bekommen wir gut in den Griff. Leider kann man es nicht immer allen recht machen. Doch ich denke, durch die Erfahrung im DCT, gesehen zu haben, was manchmal falsch oder nicht so gut läuft. Lisa und ich geben unser Bestes mit der Nordsee-Distanz, die nun am 15. April in die 6. Runde geht. Es gibt keine perfekte Veranstaltung, doch das stets positive Feedback der Teilnehmer bestätigt unsere Mühe.

 

Und persönlich. Was ist für Dich dein größter Erfolg, Lisa?

Lisa Falk: Einen größten Erfolg kann ich nicht mit einem Satz betiteln. Für mich ist es ein Wahnsinnsglück, dass ich diese Möglichkeiten habe und mein Umfeld mit mir an einem Strick zieht. Dirk trosst mich immer und bei jedem Ritt ohne zu murren, ich habe sechs unwahrscheinlich gute und zuverlässige Reitbeteiligungen, die mir beim Training helfen und zusammen mit meinen Eltern etc. veranstalten wir seit 2007 auch die Nordsee-Distanz. 2008 bestritt ich meinen ersten internationalen Distanzritt, auch sehr schön war in diesem Jahr mein Sieg der Heidedistanz, der 3. Platz bei der Silberstern Ranch über 120 km oder der Sieg bei der Neujahrs-Distanz über 96 km in Mc Pomm.

 

Ihr beiden habt in vergangener Zeit auch sehr jungen Reitern einen Einstieg ins Distanzreiten ermöglicht. Auch auf der Nordsee-Distanz wird ein Kinderdistanzritt angeboten. Was sind die Beweggründe?

Lisa Falk: Ich habe eine große Familie mit sechs Geschwistern. Sie alle unterstützen mein Vorhaben, selbst einen Distanzritt zu veranstalten. Da ich auch viele kleine Helfer auf dem Hof habe, war es 2007 eine gute Möglichkeit, bei der 1. Nordsee-Distanz zusätzlich eine Kinderdistanz zu veranstalten. Das war eine hervorragende Gelegenheit, um einmal „Danke für eure Hilfe“ zu sagen. Da die Kinderdistanz auch von Reitern aus der Umgebung sehr gut angenommen wurde, behielten Dirk und ich sie bei.

 

Wenn Du in die Zukunft blicken könntest, wo siehst Du dich und Deine Pferde in fünf Jahren? Welche Pläne hast Du für die kommenden Saison und wird ein weiteres Distanzreiterpaar den Bund der Ehe eingehen?

Lisa Falk: Meine drei Araberstuten sind trächtig und ich ziehe mir aktuell eigenen Nachwuchs. In fünf Jahren werde ich wohl mit neuem Nachwuchs an den Start gehen. Dirk und ich wollen demnächst heiraten, doch vorerst schließe ich mein Studium ab. In der kommenden Saison möchte ich einen Hundertmeiler reiten und zwei Nachwuchsreiter auf die DJM in Nörten-Hardenberg schicken! Erfolgreich hoffentlich.

 

Vielen herzlichen Dank für Eure umfangreichen Antworten.